Hallo zusammen,
nachdem vor kurzem auch ein Milano bei mir ein Zuhause gefunden hat, habe ich ein paar Tests mit dem verwandten Polgar und der Vollständigkeit halber auch mit dem MM V durchgeführt.
Mich interessierte insbesondere das unterschiedliche Suchverhalten der genannten Geräte.
Dazu hab ich ein paar Stellungen ausgewählt, die erste stammt aus einer Partie zwischen Labourdonnais und Deschapelles. Ich zitiere hierzu kurz die Einleitung,
entnommen dem Buch "Unvergessene Schachpartien" von Theo Schuster:
Mit Weiß hatte Deschapelles seinem damaligen Schüler Labourdonnais acht Extrabauern für die Dame vorgegeben.
Eines der ungewöhnlichsten Damenopfer ist der Hintergrund dieser Mattkombination
Das angesprochene Damenopfer erfolgt nach den einleitenden Zügen 1.Sxh6 gxh6 mit 2.Dh8 !!
Etwas überrascht hat mich dann schon die Zeit des Milano. der erst nach 1 Std. 51 Min. (9.Hz 31. Ast) das Matt in 5 findet. Der Polgar benötigt nicht ganz so lange, 1 Std. 28 Min., ebenfalls im 9. Hz 31. Ast.
Von den drei Schröder Programmen macht hier noch der MM V die beste Figur, nach 39 min. 18 Sek. spielt er das Matt in 5 aus. Dazu muss angemerkt werden, dass das Matt schon früher angezeigt wurde,
aber der MM V spielt ein gefundenes Matt erst aus, wenn er den begonnenen Halbzug komplett durchgerechnet hat.
Die doch etwas dürftigen Lösezeiten der drei Schröder's hab ich noch einige andere Computer an der Stellung rechnen lassen, mit recht unterschiedlichen Ergebnissen:
- Mach III unter 10 Sekunden
- Modena nach zwei Stunden ohne Lösung abgebrochen
- Super Forte B 3 Std. 8 Min.
- Turboking II 1 Std. 34 Min.
- Miami 55 Min. 9 Sek.
- Vancouver 16 ~1 Min.
- Centurion 24 MHz ~1 Min.
- Star Diamond 8 Min. 18 Sek.
Schröder Programme tun sich hier eindeutig schwerer als der Rest der Konkureenz, aber auch Kittinger Programme glänzen nicht unbedingt.
Die zweite Stellung (Steinitz - N.N. "Amateur") geht in den Endspielbereich
Der Polgar löst die Stellung in 12 Min. 3 Sekunden (9. Hz. 2. Ast), während der Milano etwas über 18 Minuten benötigt, um den richtigen Zug 1.a7 im 9. Hz. 4. Ast zu finden.
Beim MM V habe ich erwartungsgemäß (?) die Suche nach 7 Stunden erfolgloser Suche abgebrochen, daß seine beiden "Brüder" etwas mehr vom Endspiel verstehen, ist ja nicht unbedingt etwas Neues.
In der nächsten Stellung (Snosko - Borowski, Petersburg 1906) wird der subtile Zug 1.e4 gesucht...
Milano benötigt hierzu 9 Min. 15 Sek. (7. Hz. 14. Ast), während der Polgar auch nach 2 Stunden noch im Dunkeln tappt.
Der MM V kommt immerhin nach 31 Min. 55 Sek. auf den Lösungszug (Tiefe 8. Hz. 14. Ast)
Die letzte Stellung (aus Modul 4/91 S. 22) wurde von mir dann auch gezielt in Richtung Milano ausgesucht:
Hier kommt die erweiterte Suche bei Schachgeboten des MM V und Milano voll zur Geltung, dieses Matt in 7 !!, bestehend nur aus Schachgeboten, ist für die beiden nur eine Sache von wenigen Sekunden,
während der Polgar sich immerhin 20 Min. 20 Sek. abmühen muss.
Obwohl es nur lächerliche vier Stellungen sind, bestätigen sie doch das von mir erwartende "Verhalten":
- MM V mal Top, dann wieder Flop
- Polgar manchmal schneller als der Milano, aber mit mehr "Aussetzern"
- Milano nicht immer der Schnellste, aber am Beständigsten
Meine subjektive Einschätzung (auch aufgrund vieler gespielter Partien) zu den drei Programmen:
1. Milano
2. Polgar
3. MM V
Andere Meinungen, Kritik, Anmerkungen und natürlich auch Ergebnisse von weiteren Computern ?? --> willkommen !!
Grüße in ein schönes Wochenende
Uwe