Hallo Schachcomputer-Freunde,
ich blättere gerade in alten Ausgaben der Zeitschrift „Computerschach & Spiele“ und erinnere mich an die aufregenden Zeiten Anfang der 80-er Jahre im Bereich der Schachcomputer. Sämtliche Artikel wurden „verschlungen“ und darüber hinaus auch sämtliche Artikel der Rochade, Schach-Echo, etc., welche sich dem Thema Schachcomputer widmeten, wurden regelrecht aufgesaugt und fein säuberlich in Klarsichthüllen abgelegt. Jede noch so kleine Steigerung der Spielstärke durch ein Nachfolgemodell wurde mit größtem Interesse verfolgt. Allein eine Geschwindigkeitssteigerung von 2 auf 4 MHz, beim damaligen Standard-Prozessor dem 6502 lösten damals regelrechte Begeisterungsstürme aus.

Wann würde wohl die Schallmauer von 2000 ELO durchbrochen werden?
Gerade die Anfangszeiten der Schachcomputer Ära, also so zwischen 1979-1984 waren für mich die spannendsten und auch schönsten Epochen unserer wunderbaren Hobbys. Stolz wie Oscar ließ ich meinen Neuerwerb, den legendären
Scisys Mark V gegen den lange in der Spielstärke unerreichten
Chafitz Sargon 2.5 meines Bruders antreten. Natürlich freute ich mich diebisch über die vielen Siege des
Mark V.

Ich fühlte damals gerade so, als hätte ich selbst meinen großen Bruder eine Niederlage in einer Schachpartie zugefügt.

Hoch motiviert schrieb ich seinerzeit dem von mir hoch geschätzten Hans Peter Ketterling an und sendete ihm auch eine für die damalige Zeit beeindruckende Partie des
Mark V zu, welcher kurze Zeit später in der Rochade und dann auch in der 1. Ausgabe der Zeitschrift Computerschach International (ja, so hieß die Zeitschrift am Anfang noch) abgedruckt wurde. Erste Erfahrungen durfte ich mit dem überaus schwachen
Novag Chess Champion MK I Weihnachten 1978 sammeln. Später folgten dann zahllose weitere Schachcomputer, verschiedener Hersteller bis hin zum
Mephisto Lyon 68030 Ende der 80-er Jahre. Was hierfür ein Geld verschlungen wurde, entbehrt jeglicher Logik, ja Urlaube wurden dafür geopfert, von den Zeitaufwänden einmal ganz abgesehen!

Würde ich aus heutiger Sicht meine damaligen Handlungsweisen ändern? Keinesfalls!

Der Schachcomputer-Virus, hatte mich, mit Ausnahme einer gewissen „PC-Schachprogramme-Zeitspanne“, unwiderruflich infiziert. Sicher wird es gerade unter den älteren Jahrgängen innerhalb unserer Community einige Zeitgenossen (Verrückte

) geben, welche diese Gedankengänge zumindest teilweise nachvollziehen können.
Daher freue ich mich wie ein Flitzbogen über neue Entwicklungen im Schachcomputer-Markt. Und da gehören auch die Entwicklungen von
Millenium dazu, gerade der
ChessGenius Exclusive ist aus meiner Sicht eine wirklich erfreuliche Neuentwicklung. Dennoch waren für mich aus heutiger Sicht die Jahre 1979-1984 vielleicht die interessantesten überhaupt. Gerade die wunderbaren Oldie-Turniere von Peter, aber natürlich auch von den anderen Mitstreitern, versetzen einen immer wieder gedanklich in diese aufregende Anfangszeit der Schachcomputer. Besonders hier hoffe ich auf weitere Entwicklungen von
Phönix, also viele zusätzliche Emulationen alter Schachcomputer-Programme für all die
Revelation- (
Revelation II)- irgendwann vielleicht auch
Revelation III-Besitzer.
An dieser Stelle möchte ich auch gerne nochmal meinen besonderen Dank an Ruud und alle die ihn hierbei unterstützt haben, für das bereits erreichte aussprechen. Das Projekt „
Revelation“ hat der Schachcomputerszene ohne jede Frage neues Leben eingehaucht! Mit großer Begeisterung verfolge ich die aktuellen Pläne von Ruud, Emulationen von
Novag Robot Adversary (Z80!), sowie von
Fidelity Avantgarde 6502 & 68000!) in absehbarer Zeit zu implementieren, sowie die Ankündigung das weitere folgen werden. Auf solche Neuigkeiten hat die
Revelation-Fangemeinde sehnsüchtig gewartet. Vielleicht rafft sich Ruud ja auch noch einmal auf, den Emulator für den 6502 zu optimieren, denn theoretisch müssten hier wesentlich mehr als eine Emulations-Performance von 36 MHz auf dem Revelation II möglich sein, nach Ruuds Aussagen zu Folge wohl 100 Mhz+!
Natürlich müssen wir immer im Auge behalten, dass Ruud nach wie vor, wie die meisten von uns, einer geregelten Arbeit nachgeht und
Phönix aktuell „nur“ ein professionelles Hobby-Produkt ist. Umso erstaunlicher was hierbei für eine Qualität entstanden ist, bei all den noch vorhandenen Verbesserungs-Potentialen. Meine Gedankengänge in die Zukunft gerichtet, hegen die große Hoffnungen auf noch zahlreiche weitere Emulationen, besonders aus den Jahren 1979-1984. So es mir dann zeitlich und finanziell möglich ist, werde ich dann Oldies-Turniere, wenn nötig auf zwei
Revelation-
II bzw.
III-Geräten durchführen (vielleicht Jahrgangs-Turniere), welche es in dieser Größenordnung noch nie gegeben hat. Wie würde wohl beispielsweise ein
Scisys Mark V 100 Mhz gegen einen
Fidelity Champion Sensory Chess Challenger 100 MHz abschneiden?
Um etwaigen Missverständnissen vorzubeugen, ich möchte hier keine Schleichwerbung für
Phönix betreiben, auch wenn ich kein Geheimnis daraus mache, dass ich ein begeisterter Besitzer des
Revelation II bin.
Mir geht es lediglich darum, uns wieder gemeinsam, möglichst mit ausnahmslos allen alten und auch neuen Haudegen, in diese wunderbare Anfangszeit der Schachcomputer Ära einzutauchen und eine faire und lebhafte und Diskussionen zu führen.
Gruß
Egbert