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  #1  
Alt 17.01.2014, 23:31
SörenH SörenH ist offline
Mephisto III
 
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II.Gemischtes Turnier der unteren und mittleren Klasse

Vor vielen, vielen Jahren hatte ich ein gemischtes Turnier mit Brettcomputern und Schachprogrammen gestartet und nebenher hier davon berichtet: https://www.schachcomputer.info/foru...asse-1274.html

Ich möchte jetzt einen neuen und größeren Versuch wagen. Zum einen sind in meiner "Sammlung" einige Geräte dazugekommen. Zum anderen wollte ich die guten alten Dos-Zeiten wieder hochleben lassen. Heutzutage muss man sich ja spezieller Software bedienen, um auf einem Multi-Core-Gerät mit modernsten Betriebssystemen die alten Klassiker Fritz2, Psion oder Genius überhaupt zum laufen zu bekommen und dann meist auch nur mit gezogener Handbremse. Deshalb werde ich eine Reihe von Programmen ins Teilnehmerfeld aufnehmen, die die Vorbedingung haben, auf einen 486er-100MHz und MS-DOS (kein Windows x.y) lauffähig zu sein. Ich hoffe, man möge mir auch diesmal wie 2007 den Stilbruch verzeihen.

Zum Teilnehmerfeld. Es ist diesmal sehr umfangreich geworden. Wirklich erstaunlich, wie viele Programme es damals schon auf Shareware- oder PD-Basis gab. Es sind insgesamt 56 Kampfeinheiten unterschiedlichster Hardware/Biologie und Epochen zusammengekommen, aber doch meist älteren Datums.

"Brettcomputer"
~~~~~~~~~~~~~~~
RFT Chess-Master (Baujahr 1984)
Mephisto MM II (Bj. 1985)
Mephisto Super Mondial (Bj. 1986)
Mephisto Mythos (Bj. 1995)
Mephisto Milano Pro (Bj. 1996)
Millennium Sprechende Schachschule (Bj. 2004)

"Steckcomputer"
~~~~~~~~~~~~~~~
Novag Piccolo (Bj. 1985)
Mephisto Champion (Bj. 1995)
Mephisto Advanced Travel (Bj. 2004)
Kasparov Aria (Bj. unbekannt)

"Handcomputer"
~~~~~~~~~~~~~~
Millennium Touch Chess (Bj. 2001)
Excalibur Touch Chess (Bj. unbekannt)

"Tastencomputer"
~~~~~~~~~~~~~~~~
Mephisto II (Bj. 1981)
Novag Solo (Bj. 1987)

Programme für Atari 800XL/130XE
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
Atari Chess (Bj. 1979)
Master Chess (Bj. 1981)
Sargon II (Bj. 1982)
Mychess 2.0 (Bj. 1984)
Colossus Chess 3.0 (Bj. 1984)
The Chessmaster 2000 (Bj. 1986)
Colossus Chess 4.0 (Bj. 1987)
Colossus Chess 4.1 (Bj. 1987)

Programme für Atari 2600
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
Video Chess (Bj. 1978)

Programme für Atari Portfolio
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
Portfolio Chess (Bj. 1990)

Programme für Atari ST
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
Colossus Chess X (Bj. 1988)

Programme für Nintendo 3DS
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
Fritz - Deep Silver (Bj. 2009)

Programme für DX 486/100 (DOS)
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
Cyrus (Bj. 1985)
Psion 2.13 (Bj. 1985)
Turbo-Chess (Bj. 1985)
ED Chess (Bj. 1988)
Power Chess (Bj. 1989)
Colossus Chess X (Bj. 1990)
Rexchess 2.30 (Bj. 1990)
Fritz (Bj. 1991)
Necromancer 3.80 (Bj. 1991)
Sargon V (Bj. 1991)
Waxman (Bj. 1991)
Battle Chess 4000 (Bj. 1992)
Cyberchess (Bj. 1992)
ED Chess 230 (Bj. 1992)
Fritz 2 (Bj. 1992)
CM 3000 (Bj. 1993)
Siberian 2.01 (Bj. 1993)
Chess Genius 3 (Bj. 1994)
Schach-12 (Bj. 1994)
Fritz 3 (Bj. 1995)
K-Chess 2.0 (Bj. 1995)
MiniMAX 1.0 (Bj. 1995)
Rival 1.5 (Bj. 1995)
Chenard (Bj. 1996)
Nova Chess 1.11 (Bj. 1996)
YChess 1.10 (Bj. 1996)
Nero 4 (Bj. 1998)

Handikap-Programme für AMD C-60 APU
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
Fritz 13 mit a-Turmvorgabe (Bj. 2012)

Mensch
~~~~~~
Der Autor (Bj. 1974, DWZ 1488)
Mein Papa (Bj. 1940, DWZ 1242)



An den verschiedenen Gruppierungen erkennt man schon, dass ich eine Vorliebe für Schachprogramme auf den unterschiedlichsten Hardwareplattformen habe. Aber wie angekündigt wird es auch eine menschliche Komponente geben. Ich freue mich besonders, dass ich dabei meinen Papa zu diesem Abenteuer überreden konnte. Er kennt da keine Furcht und wird sein Bestes geben. Am erklärungsbedürftigsten dürfte wohl die Handikap-Variante von Fritz 13 sein. Damit ist ein Experiment verbunden, eines der stärksten Schachprogramme auf einem handelsüblichen Rechner in Vorgabenpartien gegen schwächere Gegner antreten zu lassen. Dabei muss Fritz immer aus seinen A-Turm (egal bei welcher Farbe) in der Startaufstellung verzichten. Ich bin mal gespannt, wie ein ELO-3000plus-Bolide mit diesem Handicap umgehen wird.

Gespielt wird 7 Runden Schweizer System, was bei 56 Teilnehmern fast schon zu wenig ist. Da die Setzliste auch zufällig ausgelost wurde, kann es eine ziemliche Lotterie für die meisten Programme werden. Aber irgendwo muss man beim Aspekt Zeit einige Kompromisse machen. Wenn richtig gerechnet, müssten es am Ende 196 Partien sein. Gespielt werden 30-Minuten-Partien, wenn beide diesen Spielmodus haben, ansonsten 30 Sekunden pro Zug. Da ich vorhabe, alle Partien aufzuzeichnen und ausführlicher zu analysieren und die interessantesten Situationen und Partien hier zu veröffentlichen, wird gar nicht mal die reine Spielzeit den Hauptaufwand darstellen. Natürlich werde ich ein besonderes Hauptaugenmerk auf die Schachcomputer, 14 an der Zahl, legen.

Kann man eigentlich schon Favoriten auf den Turniersieg benennen? An erster Stelle sind da wohl Fritz 3 und Genius 3 zu nennen. Mitte der 90er Jahre gehörten sie zu den spielstärksten PC-Programmen, die der Markt zu bieten hatte. Laut SSDF-Liste und der verwendeten Hardware kann man dabei von einer ELO knapp über 2300 ausgehen. Im erweiterten Favoritenkreis kommen sicher Fritz 2 und Rexchess hinzu und natürlich der stärkste Brettcomputer im Teilnehmerfeld, Mephisto Milano Pro. Persönlich gespannt bin ich auf Psion. Bevor in den 90er Jahren die "Fritzes" aufgetaucht sind, war Psion mein Nr.1-Schachprogramm auf dem PC. In früheren Testberichten wurde die Spielstärke vielleicht etwas unterschätzt, so dass ich auf seine Ergebnisse gespannt bin. Oder wird Handikap-Fritz doch alle überraschen und das Rennen machen? Man wird sehen. Eine echte Wundertüte ist der Nintendo-Vertreter. Eigentlich ist das Programm in der Form als Spaß-und Spielvariante für Kids und Hobbyspieler gedacht und in seiner Art ganz gut gemacht. In der stärksten Einstellung verspricht er sogar eine ELO von 2320 entgegenzusetzen, aber die dürfen durchaus in Zweifel gezogen werden. In den Spielen mit Uhr nutzt das Programm nur einen Bruchteil seiner Spielzeit aus und selbst in der Variante ohne Uhr, zieht er manchmal nach weniger als 30 Sekunden und man ist sich nie sicher, ob er nicht doch absichtlich Patzer einbaut. Aus dem Grund musste ich sein Erstrunden-Match zwei Mal neu ansetzen, um von der Bedenkzeit einigermaßen gleiche Verhältnisse zu gewährleisten.

Aber es soll nicht nur um die Spitzenplatzierungen gehen. Viel interessanter finde ich die Programme, die eher auf menschlichen Hobbyspieler-Niveau spielen und wie man selbst als Mensch damit zurecht kommt. Wer also am Ende 28. oder 53. wird, soll genauso im Fokus stehen.


Ansonsten wünsche ich viel Spaß beim Lesen und Verfolgen der Berichte (keine Ahnung, in welchen Abständen sie erfolgen werden) und freue mich auf jeden Zwischenkommentar.
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Folgender Benutzer sagt Danke zu SörenH für den nützlichen Beitrag:
Manfred Wolff (16.02.2014)
  #2  
Alt 19.01.2014, 16:37
SörenH SörenH ist offline
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So, die erste Runde ist fast vollständig beendet (26 von 28 Partien), aber das wirklich Aufwendige sind die Analysen und heraussuchen der interessantesten Stellungen. Gleich die erste Partie bot eine ziemlich Überraschung, verbunden mit einer Fehleinschätzung eines Schachprogramms. Auch wenn es ohne Brettcomputerbeteiligung ist, würde ich es kurz vorstellen.

Power 6.0 (486 DX) - Colossus Chess 4.1 (Atari 130 XE)
Die schnellere Hardware brachte Weiß im Mittelspiel einige Bauern ein und war schon auf der Siegerstraße. Colossus blieb nur ein Freibauer als Strohhalm übrig, aber der half ihm wirklich zum Sieg.

Power 6.0 spielte 64.e4??, statt den Freibauern mit Td3 aufzuhalten. Colossus konnte mit 64. ... Tc2 seinen Turm umgruppieren und seinen Freibauern durchsetzen und gewann das Spiel, weil die drei Mehrbauern im Zentrum vom König aufgehalten werden.

In einer anderen Partie hielt der kleine Novag Piccolo lange gegen Portfolio Chess auf dem Atari Portfolio stand, musste aber nach 64 Zügen die Segel streichen. Millennium Touch ging schon nach 21 Züge gegen den Nobody Nova Chess unter und war wieder mal eine Enttäuschung für die Gattung Handheld. Der Mephisto Advanced Travel, Co-Sieger vom I.Turnier, konnte mit Schwarz gegen ein PC-Programm (ED Chess 230) überzeugen. Nach 10 Zügen (1.Diagramm) hatte man eine Stellung aus der GM-Partie Maroczy-Bogoljubow (Bled 1931) auf dem Brett und Advanced Travel stand doch recht beengt. Damals gewann Maroczy die Partie auch recht locker, aber dem kleinen Mephisto gelang es innerhalb von 12 weiteren Zügen Stück für Stück sich zu verbessern (2.Diagramm). Mephisto Advanced Travel musste zwar in ein Doppelturm-Endspiel überleiten, aber nach 65 Zügen stand er als Sieger fest.

ED Chess 230 (486 DX) - Mephisto Advanced Travel



Excalibur Touch Chess hatte mit Schwarz gegen K-Chess 2.0 keine Chance. Weitere Ergebnisse mit Brettcomputerbeteiligung:
Mephisto Milano Pro - Colossus Chess X (486 DX) 1:0
Mephisto MM II - Schach 12 (486 DX) 1:0
Mephisto Super Mondial - Battle Chess 4000 (486 DX) 1:0

Bei letzterer Partie fand der Super Mondial im Mittelspiel einen schönen Zug. Das Diagramm zeigt die Stellung nachdem Schwarz auf ein Schachgebot 22. ... Kf8 zog. Weiß steht klar besser, seine Figuren sind aktiver und der schwarze König muss sich irgendwie Schutz in der eigenen Geröllhalde suchen. Es gab viele Züge, die für Weiß den Vorteil gehalten hätten, aber nur einer hat den Gewinnvorgang beschleunigt. Die Auflösung gibt es im nächsten Bericht.


(Wie würdest Du als Weißer den Angriff fortsetzen?)

Sehr überraschend war der Verlauf der Partie Rival 1.5 (486 DX) - RFT Chess-Master. Obwohl von der Hardware klar unterlegen dominierte er das PC-Programm nahezu mühelos. Doch dann wurde ihm seine Endspielschwäche zum Verhängnis. Davon mehr aber im nächsten Bericht.

Achja, auch die beiden menschlichen Teilnehmer haben ihre erste Runde schon abgeschlossen. Aber leider noch ohne nennenswerten Achtungserfolg. Mit Schwarz versuchte ich lange gegen Waxman, der schätzungsweise im Bereich 1800-2000 ELO liegt, das Remis zu retten. Aber trotz der 30 Minuten für die Partie gelang mir das nicht. Mein Papa hatte das Pech (oder Glück) als erster gegen die Fritz-Handicapvariante anzutreten. Als Mensch lässt man sich bei einer Turmvorgabe oft auch in zweifelhafte Abtauschvarianten ein. Zumindest mein Papa hatte sich an einer Stelle verrechnet und der materielle Vorteil war schon im frühen Mittelspiel ausgeglichen (siehe unten). Ausgerechnet da spielte er gut, aber gegen einen unbändigen Fritz kann man in halbwegs ausgeglichenen Stellungen nix zu bestellen. Mal schauen, wer uns in der 2.Runde zugelost wird.

Papa - Fritz 13 (a-Turmvorgabe)
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  #3  
Alt 22.01.2014, 23:45
SörenH SörenH ist offline
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Hallo, noch kurz zur Auflösung der Stellungspartie zwischen Mephisto Super Mondial - Battle Chess 4000. Nach 22. ... Kf8 ist der beste Weg den Angriff fortzusetzen mit 23.c5! Entweder die Dame bewegt sich, was aber mit ihrem Verlust verbunden ist (23. ... Dd5 24.Lc4) oder es kommt das Matt (23. ... Dd7 24.Lh7 nebst 25.Dg8 matt). Oder der Springer opfert sich auf c5, was auch nur Aufschub bringt.

Eine Partie aus der ersten Runde möchte ich noch hervorheben, und die gesamte Notation posten.

[Event "II.Turnier - Aktivschach"]
[Date "2014.01.05"]
[Round "1"]
[White "Rival 1.5 (486 DX-100)"]
[Black "RFT Chess-Master"]
[Result "1/2-1/2"]
[ECO "B06"]
[PlyCount "128"]

1. e4 g6 2. d4 Bg7 3. Nf3 d6 4. Nc3 Nc6 5. d5 Bxc3+ 6. bxc3 Ne5 7. Nxe5 dxe5 8.
Bb5+ Bd7 9. Bxd7+ Qxd7 10. Rb1 Nf6 11. Qf3 c6 12. c4 O-O {Chess-Master kommt
nach seinem passivem Königsfianchetto immer besser in die Partie hinein. Aber
gegen den viel "schnelleren" Rival sollte er doch eigentlich keinen Stich
sehen....} 13. a4 $2 {....trotzdem spielt Rival 1.5 einen sehr unmotivierten
Bauernzug, der ihm sogar Material kostet.} cxd5 14. exd5 Qxa4 {Vielleicht wäre
das Besetzen der halboffnen c-Linie noch effektiver gewesen, aber wer will es
Chess-Master verdenken, erstmal den schnellen Gewinn mitzunehmen.} 15. d6 $6 {
Rival setzt seine seltsamen Bauernzüge fort.} Qxc2 16. Qxb7 $2 (16. dxe7 {wäre
eigentlich besser gewesen} Qxb1 17. exf8=Q+ Rxf8 18. O-O Qb6 {und Schwarz wäre
mit einem zweiten Bauern im Plus.}) 16... exd6 17. Bg5 Ne4 $1 18. Bh6 $2 {Die
weißen Figuren stürmen nach vorne, ohne an den eigenen König zu denken. Bei
richtiger Spielweise von Schwarz könnte die Partie jetzt sehr schnell zu Ende
sein.} Qxf2+ 19. Kd1 Nc3+ 20. Kc1 Nxb1 21. Bxf8 Rxf8 $6 (21... Na3 {Das wäre
noch besser, es droht erstmal einzügig Matt, so dass Weiß erstmal zurückkommen
muss.} 22. Qb3 Rb8 $1 {und jetzt brennt es gleich lichterloh} 23. Qxa3 Qf4+ 24.
Kc2 Qe4+ 25. Kc1 Rb1+ 26. Kd2 Qxg2+ 27. Kc3 Qf3+ 28. Kc2 Qxh1 $19) 22. Kxb1
Qf5+ 23. Kb2 Qf2+ {Nicht ganz optimal im weiteren Verlauf, aber soweit kann
Chess-Master halt nicht denken.} (23... Qc8 24. Qd5 Qa6 25. Qb5 {erzwungen,
sonst droht vernichtend Rb8} Qxb5+ 26. cxb5 Rb8 $19) 24. Kb1 Qf5+ 25. Kb2 e4 $1
{Gut in zweierlei Hinsicht. Zum einen gerät der Chess-Master nicht mit 25. ...
Qf2+ usw. in eine Endlosschleife. Zum anderen verschafft der Bauernvormarsch
dem Weißen noch weitere Probleme an den Hals.} 26. Qxa7 Qe5+ 27. Kb3 e3 28. Re1
Qxh2 $6 {Eigentlich kein guter Tausch. Auch wenn Schwarz zwei Bauern (g+h) für
einen erhält, war es besser, Pe3 mit 28. ... Re8 zu halten.} 29. Rxe3 Qxg2 30.
Qc7 Qd2 31. Re7 {Eigentlich steht der RFT Chess-Master überlegen. Er hat all
seine Bauern am Königsflügel behalten und müsste sie nur marschieren lassen
und gleichzeitig kann er immer Druck gegen den weißen König machen. Doch der
Schachcomputer aus der ehemaligen DDR tut sich trotzdem schwer.} Qd3+ 32. Kb2 Qd4+ 33. Kb1
h5 (33... Ra8 {ist effektiver, aber opfert kurzzeitig einen Bauern.} 34. Rxf7 {
Nur mit 34.Qa7 kann Weiß das Matt hinauszögern.} Ra1+ 35. Kc2 Ra2+ 36. Kb3 Qb2#
) 34. Kc1 Qc5 {Auch hier bot sich Ra8 an. Aber die Dame zum Abtausch
anzubieten, ist auch nicht so dumm. Es mindert erheblich die Gefahr, gegen D+T
in ein Mattkonter zu kommen.} 35. Qxc5 dxc5 36. Rc7 Rd8 $6 {Das ist eigentlich
zu umständlich. 36. ... h4 hätte schnell zur Dame geführt. Aber auf dem Niveau
fehlt leider das nötige Wissen in solchen Endspielen inklussive Quadratregel.}
37. Rxc5 Rd4 38. Kc2 f5 $2 {Schwarz hat eigentlich bis jetzt noch keinen
groben Schnitzer gemacht. Auch dieser Zug gibt den Sieg noch nicht aus den Händen. Aber Schritt für Schritt kann Weiß auf ein kleines
Wunder hoffen.} (38... h4 39. Rc8+ Kg7 40. Re8 Rxc4+ 41. Kd3 Rg4 42. Ke3 h3 43.
Kf3 Rg1 44. Kf2 h2) 39. Rc8+ Kf7 40. Kc3 Re4 41. Rd8 Ke6 42. Re8+ (42. c5 Ke7
43. Rg8 Re6) 42... Kd6 43. Rxe4 $2 {Rival lenkt in ein verlorenes
Bauernenspiel ein, ABER mit dem c-Freibauern hat er noch einen ganz schmalen
Strohhalm in der Hand.} fxe4 44. Kd4 {Ja, der e-Bauer geht flöten, aber die
freien g- und h-Bauern reichen völlig aus.} h4 45. Kxe4 h3 46. Kf3 Kc5 $4 {
Der vorherige Zug war kein Fehler, denn Chess-Master ist mit 46. ... g5 auf
der Siegerstraße. Aber nur mit diesem Zug! Es fehlt einfach das Verständnis
für das Bauernendspiel, gerade bei verbundenen Freibauern.} 47. Kg3 Kxc4 48. Kxh3 {Dieses
Bauernendspiel ist Remis, weil Schwarz nicht mehr vor seinen Bauern kommt.} Kd5
49. Kh4 Ke6 50. Kg5 Kf7 51. Kg4 {Hier beherrscht Rival die Einhaltung der
Opposition.} Kf6 52. Kf4 g5+ 53. Kg4 Kg6 54. Kg3 Kf5 55. Kf3 g4+ 56. Kg3 Kg5
57. Kg2 Kf4 58. Kf2 g3+ 59. Kg2 Kg4 60. Kg1 Kf3 61. Kf1 Ke4 62. Kg2 Kf4 63. Kg1
Kf3 64. Kf1 Ke4 1/2-1/2


Es sei noch erwähnt, dass Chess-Master auf Level 2 spielte, aber seine 30 Sekunden selten voll ausschöpfte. Hervorzuheben ist aus der Partie die kritische Stellung im Bauernendspiel. Nach 45.Kxe4 hat Schwarz noch viele Gewinnwege. Selbst 45. ... h3 ist okay, aber nur wenn danach auch 46. g5 nebst g4 folgt.



Aber hier zeigt sich auch, wie Chess-Master "denkt". Wenn die Rechentiefe nicht ausreicht, die Partie bis zur Damenumwandlung durchzurechnen, dann muss er sich Teilziele setzen, um seine Stellung zu verstärken. Ich könnte mir vorstellen, dass Schachprogramme dieser Art nach folgender Prioritätsliste vorgehen.
  1. Wandle den Bauern in eine Dame um
  2. Wenn das nicht geht, dann versuche Bauern zu gewinnen
  3. Wenn das nicht geht, dann versuche keine eigenen Bauern zu verlieren
  4. Wenn das nicht geht, dann ziehe deinen vordersten Bauern einen Schritt vor

In dieser Stellung sieht Chess-Master noch nicht, wie die Damenumwandlung stattfinden soll, weil momentan der weiße König den h-Bauern abfangen kann. Zwingend gewinnen (nach wenigen Halbzügen) kann er den Bauern c4 auch nicht. Also scheint die beste Wahl zu sein, einen Bauern auf die 3.Reihe zu stellen. Das g6-g5 ein stabileres Bauernduo erzeugt, ist hier nicht maßgebend.

Nach 45. ... h3 46.Kf3 entsteht folgende Stellung:



Jetzt führt nur 46. ... g5 zum Gewinn. Das er sich für 46. ... Kc5 entschied, könnte daran liegen, dass er einen Bauernverlust vermutete und wenigstens den c-Bauern abkassieren wollte. Es kann gut sein, dass er 46. ... g5 nicht spielte wegen 47.Kg3 g4 48.Kxg4 und das anschließende 48. ... h2 49.Kg3 h1D schon außerhalb des Rechenhorizonts lag.

Ich habe anschließend getestet, ob er die letzten beiden Züge in allen Leveln zieht. Lustigerweise entschied er sich bei Level 0 tatsächlich für 45. ... g5 und auch für 46. ... g5. Er hatte dann das g+h Bauernpaar und gewann noch den c-Bauern. ABER auf Level 0 zog er seinen König im Zentrum nur noch hin und her und hatte keinen Plan, wie er seinen Bauern helfen konnte. Auf Level 1 bis 5 spielte er aber jeweils 45. ... h3 und 46. ... Kc5?? Also selbst die hohe Rechentiefe half nicht weiter. Vielleicht war die Zugauswahl schon so selektiv, dass 45. ... g5 schnell herausfiel. Eine Endspielstellung, die man vielleicht auch anderen "schwächeren" Programmen zeigen sollte.
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  #4  
Alt 23.01.2014, 15:29
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Solwac Solwac ist offline
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Interessante Analyse! Kannst Du etwas zu den Suchtiefen sagen?
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  #5  
Alt 16.02.2014, 20:57
SörenH SörenH ist offline
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Eine Frage von Solwac war noch offen geblieben: Leider kann ich nicht viel zu den Suchtiefen des RFT Chess-Master sagen. Das Bauernendspiel habe ich mir etwas genauer angeschaut und unter https://www.schachcomputer.info/foru...aete-4726.html als Teststellung veröffentlicht, an der sich weitere User beteiligt haben.

So, die 2.Runde ist auch schon fast zu Ende, aber erst seit heute habe ich die Partieanalysen der kompletten 1.Runde durch.

Eine weitere Überraschung geschah in der Partie
ED Chess (486 DX) - Sargon II (Atari 130 XE)
Allein von der Hardware ein sehr ungleicher Kampf und ED Chess hatte auch Sargon II gleich mal zwei Doppelbauern verpasst, mehr aber auch nicht. Nach dem 44.Zug von Weiß (c3-c4) sah die Stellung folgendermaßen aus:

In den kommenden 50 Zügen wurde keine Figur geschlagen und kein Bauer mehr gezogen, so dass es nach den Schachregeln als Remis gewertet wurde. ED Chess fand keinen rechten Plan, seinen Vorteil auszunutzen und war auch nicht bereit b2-b3 nebst Txb3 zu spielen, als es sich anbot. Sargon II vom Ehepaar Spracklen ist wirklich ein zäher Verteidiger.

Ein wirklich gutes Niveau hatte die Partie
Mephisto Mythos - Chess Genius 3 (486 DX)
Ich möchte beide mit dem Preis Schönste Partie der 1.Runde auszeichnen.

[Event "II.Turnier (30 min)"]
[Date "2014.01.08"]
[Round "1"]
[White "Mephisto Mythos"]
[Black "Chess Genius 3"]
[Result "0-1"]
[ECO "A29"]
[PlyCount "128"]
1. c4 e5 2. Nc3 Nf6 3. Nf3 Nc6 4. g3 Bb4 5. Bg2 O-O 6. O-O e4 7. Ng5 Bxc3 8.
bxc3 Re8 9. d3 {Das wird in der Theorie nicht gleichwertig zu 9.f3 angesehen.}
exd3 10. exd3 h6 11. Nf3 {11.Ne4 ist etwas aktiver.} d5 $1 12. cxd5 Nxd5 13.
Qb3 $11 Na5 14. Qc2 Bf5 15. Nd4 Bg6 16. Rb1 $2 {Ein plausibel aussehender Zug
von Mephisto Mythos, aber er bietet Chess Genius 3 die Möglichkeit, eine
taktische Finesse zu nutzen.} c5 $1 {Nicht nur der weiße Springer ist bedroht,
sondern kann auch mit c5-c4 den gefesselten Pd3 aufs Korn nehmen.} 17. Rb5 {
Das ist noch mit die beste Gegenantwort.} (17. Nb5 a6 18. Na3 c4 $1) (17. Nb3
c4 18. Nxa5 Qxa5 19. Rxb7 cxd3 20. Qb2 Nxc3 21. Bd2 Ne2+ 22. Kh1 Qa6 {und
Schwarz steht hervorragend.}) (17. Nf3 c4 18. Ne1 cxd3 19. Nxd3 Rc8 $1 $19) 17...
b6 18. c4 (18. Qd2 Rc8 19. Nf3 Nc7 20. Rb2 {oder 20.Rxa5 ba.} Qxd3 21. Qxd3
Bxd3 22. Rd1 Be2 23. Rd7 {oder 23.Rdd2 geht nicht, wegen} Bxf3 24. Bxf3 Re1+
25. Kg2 Rxc1) 18... Nb4 {Nicht nur Rb5 ist jetzt eingesperrt, sondern es droht
noch nebenbei der Einschlag auf d3.} 19. Rxb4 Qxd4 $1 (19... cxb4 {bringt
nicht soooo viel, weil Weiß mit} 20. Be3 {eine zähe Verteidigungsstellung
aufbauen kann.} (20. Bxa8 {ginge auch} Qxd4 21. Bd5 Qxd3 22. Qa4 Re2 23. Qxb4))
20. Bxa8 Bxd3 21. Bb2 {Mephisto Mythos verteidigt sehr kreativ mit
Gegenangriffen.} Bxc2 22. Bxd4 cxb4 23. Bd5 b3 $2 {wohl nicht die beste
Fortsetzung} (23... Bd3 24. Rc1 Rd8 25. f4 Nxc4 26. Bxc4 Rxd4 {und Schwarz hat
zwei Bauern mehr.}) 24. Ra1 bxa2 25. Rxa2 Re1+ 26. Kg2 Bb3 27. Ra3 Re7 {um a7
abzusichern.} (27... Bxc4 $2 28. Bxc4 Nxc4 29. Rxa7) 28. Bc3 $6 (28. Be3 Bxc4 {
geht wieder nicht} 29. Rxa5 bxa5 30. Bxc4 {und das Läuferpaar bietet eine gute
Kompensation}) 28... Bxc4 29. Bf3 ({Jetzt funktioniert} 29. Rxa5 $2 {nicht
mehr, wegen} bxa5 30. Bxc4 Rc7 {und ein Läufer geht bei der Geschichte
verloren.}) 29... Nb3 {Chess Genius 3 hat zwei gesunde Mehrbauern. Aber gerade
in solchen Stellungen ist es oft die Frage der besseren Technik, ob man diesen
Vorteil auch nutzen kann.} 30. Ra4 Be6 31. Rb4 f6 32. Be4 Rc7 33. Bb2 Nd2 34.
Bd3 Bc4 35. Bxc4+ Nxc4 36. Bd4 Rc6 37. Rb5 Rd6 38. Ba1 {Zeit für Schwarz,
seine Bauern in Bewegung zu setzen.} a6 39. Rb4 b5 40. h3 Rd5 41. Rb1 a5 42.
Re1 a4 43. Re7 {Vielleicht bleibt ja noch Zeit, die Bauern von der Rückseite
anzugreifen.} a3 44. Ra7 Rd3 45. Ra8+ Kf7 46. Ra6 b4 47. Ra4 Nd2 $1 {Oh,
Schwarz opfert einen Bauern. Aber wozu, fragte ich mich während der Partie.}
48. Rxb4 Nb3 {Deswegen, Kontrolle des Umwandlungsfeld.} 49. Rb7+ Kg6 50. Bxf6 {
In der Ecke stehend hatte der Läufer kein sicheres Feld mehr und muss sich
opfern. Damit wird auch die Umwandlung des a-Bauerns keine Probleme mehr
machen.} Kxf6 51. Ra7 Nc1 52. Ra6+ {noch ein paar Racheschachs} Ke5 53. Ra5+
Kd4 54. Ra4+ Kd5 55. Ra5+ Kc4 56. Ra7 Kb3 57. Rb7+ Kc2 58. Rxg7 a2 59. Ra7 Kb2
60. Rb7+ Rb3 61. Ra7 Ra3 {61. ... a1Q geht natürlich auch, aber wozu seinen
besten Bauern verschwenden.} 62. Rh7 Ra6 63. Rb7+ Nb3 64. f4 a1=Q 0-1


Mephisto Mythos verlor im Mittelspiel einen Bauern am Damenflügel und später noch einen weiteren. Aber nicht jedes Schachprogramm schafft es, diesen Vorteil zielsicher umzusetzen. Mir hat die technische Fertigkeit von Chess Genius 3 sehr gefallen und nicht umsonst ist dieses Programm neben Fritz 3 ein Titelfavorit.

Wieder eine andere Partie, wo sich ein Favorit echt schwer tat.
Colossus Chess (Atari ST) - Fritz-Deep Silver (Nintendo 3DS)
Schwarz hatte sich einen klaren Vorteil im Endspiel herausgearbeitet.


Im 49.Zug konnte Fritz mit Lxe3+ in ein gewonnenes Bauernendspiel überleiten, aber spielte lieber 49. ... h4. Auch später tat sich Fritz schwer die letzten Schritte zu machen:


Das war eine typische Stellung im Läuferendspiel. Schwarz machte viele ziellose Königs- oder Läuferzüge. Selbst gute Programme haben im Endspiel ihre Schwierigkeiten, wenn der Gewinnweg nicht bis zum Ende durchgerechnet werden kann und wirken da manchmal planlos. Oft muss man für die Umsetzung eines Vorteils auch mal kurzzeitig Material hergeben oder Stellungsnachteile hinnehmen, was viele natürlich nicht gerne machen. Nach einigen Hin und Her (es drohte beinahe die nächste 50-Züge-Regel) entschied sich Fritz dann doch den König Richtung Freibauern zu bewegen und dann ging es ganz schnell. Das Nintendo-Programm bleibt nach wie vor eine Wundertüte.

Obwohl es doch schon einige überraschende Ergebnisse in der 1.Runde gab, fand die größte Überraschung in der letzten Partie statt.
Mephisto champion - Rexchess 2.30 (486 DX)
Zur Papierform, Mephisto champion läuft auf einem H8 mit 7 MHz und ist laut Wiki mit einer ELO 1870 verortet. Rexchess 2.30 ist ein Programm aus dem Anfang der 90er und wurde u.a. von Larry Kaufman und Don Dailey *)entwickelt, die auch als Autoren von Komodo bekannt sind. Rexchess ist nicht bei SSDF aufgelistet, aber was man an Infos findet, entspricht ungefähr einer 2100+ auf einem 486DX-100. Das sind über 300 ELO-Punkte Unterschied. In der Eröffnung kommt Rexchess auf die Gewinnspur mit einem gesunden Mehrbauern. Danach lässt er sich auf einen günstigen Abtausch ein, dierzu einer ungleichen Figurenkonstellation führt: KDT4B-KTTL6B. Mit anderen Worten, für die Dame hat Rexchess Turm+Läufer+2 Bauern und kann die luftige Königsstellung von Mephisto champion angreifen. Aber Letzter verteidigt sich ganz geschickt. Er kann in ein T-L-Endspiel mit vielen Mehrbauern gegen sich abwickeln und behält die Übersicht. Der eigene Freibauer auf der a-Linie gibt dann den Ausschlag.

[Event "II.Turnier (30 min)"]
[Date "2014.01.26"]
[Round "1"]
[White "Mephisto champion"]
[Black "Rexchess 2.30"]
[Result "1-0"]
[ECO "D48"]
[PlyCount "135"]

1. d4 d5 2. c4 c6 3. Nc3 Nf6 4. e3 e6 5. Nf3 Nbd7 6. Bd3 dxc4 7. Bxc4 b5 8. Bd3
a6 9. O-O c5 10. a4 cxd4 {Der Standardzug ist 10. ... b4.} 11. exd4 (11. Nxd4
Nc5 12. axb5 {[%eval 55,24] Deep Fritz 13}) 11... b4 (11... b4 12. Ne4 Bb7 {
[%eval 34,22] Fritz 13}) 12. Ne4 Bb7 13. Bg5 Be7 14. Bxf6 Nxf6 15. Nc5 Bxc5 16.
dxc5 $11 {Mephisto champion hat jetzt einen Freibauern, aber die Figuren von
Rexchess stehen aktiv, bis auf den König in der Mitte.} Nd7 17. c6 (17. Rc1 {
vielleicht etwas besser} Rc8 18. c6 Rxc6 19. Rxc6 Bxc6 20. Bxa6) (17. Qe2 Nxc5
18. Bb5+ $5 Nd7 (18... axb5 $2 19. Qxb5+ Qd7 20. Qxc5) 19. Bxd7+ Qxd7 $17)
17... Bxc6 18. Nd4 Bb7 19. Rc1 Ne5 20. Re1 Nxd3 21. Qxd3 O-O {Rexchess hat
einen gesunden Bauern mehr.} 22. Rc4 a5 23. Rc5 Qd6 {Jetzt droht auch e6-e5
mit Springergewinn.} 24. Rc2 Rfd8 25. Rd2 e5 {Mephisto champion muss sich
einen besonderen Ausweg suchen, um nicht hoffnungslos in Rückstand zu geraten.}
26. Qb5 {ein erster Schritt} Bxg2 {Rexchess versucht den Vorteil zu halten, in
dem er seine Dame für viel Material hergibt.} (26... Qd5 $142 27. Qxd5 Rxd5
28. Nb3 Bc6 29. Rxd5 Bxd5 30. Nc5 f6) 27. Nf3 Bxf3 28. Rxd6 Rxd6 {Es ist nicht
gerade einfacher geworden, den Vorteil für Schwarz umzusetzen, auch wenn man
zwei Mehrbauern hat.} 29. Qc5 Rg6+ 30. Kf1 Bg2+ (30... Rd8 $1 31. Qxa5 Bg2+ 32.
Ke2 Rgd6 {es droht Rd2+ nebst R8d3 matt.} 33. Qb5 Rd5 34. Qxb4 Rd4 35. Qxd4
Rxd4 36. b3 f6 $19) 31. Ke2 Rc6 32. Qe7 e4 {Rexchess muss seinen Angriff noch
aufbauen.} 33. Ke3 Bf3 {Obwohl mitten auf dem Feld stehend, ist kein richtiges
rankommen an den weißen König.} 34. Qe5 Rc2 35. Rg1 g6 36. Re1 $2 Rd8 {Alle
Figuren wollen gegen den weißen König drücken.} 37. Qxa5 Rd3+ 38. Kf4 Rxb2 39.
Rc1 Rxf2 40. Rc8+ Kg7 41. Qc5 {Jetzt gerät Rexchess selbst in unangenehme
Mattdrohnungen.} Bg2+ (41... Rf1 $4 42. Qf8+ Kf6 43. Rc6+ Rd6 44. Rxd6#) (41...
Bd1+ $1 {Bei dieser Abwicklung kann Rexchess den a-Bauern noch erobern.} 42.
Qxf2 Rf3+ 43. Qxf3 exf3 44. Kg3 Bxa4 {und Schwarz steht noch etwas besser.})
42. Qxf2 Rf3+ 43. Qxf3 exf3 {Natürlich ist der Turm im Vorteil, aber
entscheidend ist, dass mit dem a-Bauern selbst Druck machen kann.} 44. Rc2 $6 {
Keine optimale Arbeitsteilung. Der König muss den f-Bauern aufhalten.} b3 45.
Rb2 f5 46. a5 Kf6 47. a6 f2 {Nur noch so, kann Schwarz den Freibauern
aufhalten.} 48. Rxf2 Be4 49. Rb2 Bd5 50. a7 g5+ 51. Ke3 Ke5 52. Rxb3 f4+ {Geht
noch was?} 53. Kd3 Bc6 54. Rb8 g4 55. Rc8 Bb7 (55... Be4+ 56. Kc4 Bb7 {Sonst
droht 57.Re8+ nebst 58.Rxe4.} 57. Re8+ Kf5 58. Rb8 Bh1 59. Kd4 {und für
Schwarz geht nix mehr.}) 56. a8=Q Bxa8 57. Rxa8 Kf5 58. Ra5+ Kg6 59. Ra6+ Kh5
60. Ke4 f3 61. Kf4 f2 62. Ra1 Kh4 63. Rf1 Kh3 64. Rxf2 h5 65. Rd2 h4 66. Rd3+
Kxh2 67. Kxg4 Kg2 68. Rd2+ 1-0


Solche Partien hat man als Mensch in Turnieren schon häufig genug am eigenen Leibe erlebt, wenn der gesamte Verlauf langsam kippt und man sich fragt, wie man die Partie noch verlieren konnte. Wie gut, dass die Programme keine Emotionen kennen.

Noch eine Zwischenerkenntnis, die mir in der 1. und auch 2.Runde aufgefallen ist. Nicht wenige schwächere Programme können in der Eröffnung ganz gut selbst gegen mittelstarke Gegner mithalten. Manchmal stehen sie sogar deutlich besser. Die Probleme beginnen spätestens dann, wenn im Mittelspiel es zum taktischen Handgemenge kommt. Da verlieren die schwächeren Programme aufgrund der geringen Suchtiefe leicht den Überblick. Das lässt sich durch vernünftiges Positionsspiel am Anfang leider nicht kompensieren. Als Beispiel möchte ich eine Partie zwischen Millennium Sprechende Schachschule und Cyrus (486-DX) von Richard Lang anführen.

Die Sprechende Schachschule ist ein Lerncomputer, der sich durch eine (leider) schwache Spielstärke auszeichnet und man sich nie ganz sicher ist, ob er nicht aus didaktischen Gründen Fehler ins eigene Spiel einbaut. Er spielte 1.c4 und kam relativ schnell aus dem Eröffnungsbuch raus. Trotzdem gelingt es ihm Cyrus in eine symmetrische Theorievariante zu "treiben" und hätte bei korrektem Spiel auch klare Vorteile behalten. Aber spätestens nach dem 20.Zug wird seine taktische Unterlegenheit deutlich und es geht alles ganz schnell.

[Event "II.Turnier (30 min)"]
[Date "2014.01.17"]
[Round "1"]
[White "Millennium Sprechende Schachschule"]
[Black "Cyrus"]
[Result "0-1"]
[ECO "A37"]
[PlyCount "62"]

1. c4 c5 2. Nc3 Nc6 3. g3 g6 4. Bg2 Bg7 5. a3 a6 6. Rb1 Rb8 {Alles symmetrisch,
aber alles noch Theorie.} 7. b4 cxb4 8. axb4 b5 9. cxb5 axb5 {Und wieder
symmetrisch, aber wohlgemerkt immer noch auf den Spuren der Theorie.} 10. Nf3
Nf6 11. O-O Ba6 12. Ba3 (12. d4 d5 13. Ne5 {[%eval 72,22] Fritz 13}) 12... O-O
{Und wieder in die Symmetrie zurückgekehrt. Gut für Mephisto Sprechende
Schachschule, aber wie lange wird er die Partie halten können?} 13. Bh3 d5 14.
d4 e6 15. Rc1 Qd6 16. Qb3 Rb6 17. Qb1 Bb7 18. Rfd1 Ra8 {Cyrus nutzt die
schwache Aufstellung am Damenflügel aus.} 19. Qb2 Ne4 20. Nxe4 $2 {Jetzt
bricht die Stellung zusammen.} dxe4 21. Ne5 Nxd4 22. Rxd4 Qxe5 {Qb3 wird als
Verteidigungspfeiler missbraucht, was nicht lange gutgehen kann.} 23. e3 Rba6
24. Rc5 Qb8 25. f3 exf3 26. Qc2 Bxd4 27. exd4 Rxa3 28. Rxb5 Ra1+ 29. Bf1 R8a2
30. Qc6 Rg2+ 31. Kh1 Rxf1# 0-1


Dann auf zur nächsten Runde!

*) Wie ich gerade gelesen habe, ist der Schach-Programmierer Don Dailey leider im November letzten Jahres gestorben. Es ist da nur ein ganz kleiner Trost, dass seine Programme weltweit noch weiterhin viele interessante Partien spielen werden, die uns erfreuen.
Don Dailey - Wikipedia, the free encyclopedia

Geändert von SörenH (16.02.2014 um 21:06 Uhr) Grund: Formatierungsfehler ausgebessert
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  #6  
Alt 16.02.2014, 23:08
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Ist eine gute Idee, so eine Art Mixed Turnier zu machen. Mensch (Papa) - Schachcomputer und PC -Programme. Zumindestens bei Deiner verwendeten PC Hardware kann man noch von einem halbwegs fairen vergleich ausgehen.
Und auch mal sehen, ob den die SUPER- PC Programme auch auf langsamer Hardware so einen riesigen Vorteil haben. Am besten wäre natürlich ein noch langsamerer PC. So 33 MHz, aber nicht so einen Schrotthaufen IBM PC With Windows 3.11, 486/33MHz Processor for $500: Get It While It's Hot!

Gruß, Udo
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  #7  
Alt 22.02.2014, 21:53
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 Zitat von SörenH Beitrag anzeigen
So, die erste Runde ist fast vollständig beendet (26 von 28 Partien), aber das wirklich Aufwendige sind die Analysen und heraussuchen der interessantesten Stellungen. Gleich die erste Partie bot eine ziemlich Überraschung, verbunden mit einer Fehleinschätzung eines Schachprogramms. Auch wenn es ohne Brettcomputerbeteiligung ist, würde ich es kurz vorstellen.

Power 6.0 (486 DX) - Colossus Chess 4.1 (Atari 130 XE)
Die schnellere Hardware brachte Weiß im Mittelspiel einige Bauern ein und war schon auf der Siegerstraße. Colossus blieb nur ein Freibauer als Strohhalm übrig, aber der half ihm wirklich zum Sieg.

Power 6.0 spielte 64.e4??, statt den Freibauern mit Td3 aufzuhalten. Colossus konnte mit 64. ... Tc2 seinen Turm umgruppieren und seinen Freibauern durchsetzen und gewann das Spiel, weil die drei Mehrbauern im Zentrum vom König aufgehalten werden.
Schade um die verpatzte Partie.
Mfg
Kurt
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  #8  
Alt 22.02.2014, 22:51
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 Zitat von SörenH Beitrag anzeigen
Rexchess 2.30 ist ein Programm aus dem Anfang der 90er und wurde u.a. von Larry Kaufman und Don Dailey *)entwickelt, die auch als Autoren von Komodo bekannt sind. Rexchess ist nicht bei SSDF aufgelistet, aber was man an Infos findet, entspricht ungefähr einer 2100+ auf einem 486DX-100. Das sind über 300 ELO-Punkte Unterschied.
Code:
143 Mephisto Portorose  68000 12 MHz        1946   24   -24   867   60%  1871
 144 Mephisto Polgar  6502 10 MHz            1942   43   -41   283   59%  1879
 145 Fritz 1.0  486/33 MHz                   1941   48   -47   215   55%  1908
 146 Gandalf 2.1 Pentium 90 MHz              1938   46   -51   242   27%  2112
 147 Fidelity Elite  68000 x 2 (vers. 5)     1936   49   -48   209   57%  1887
 148 Nimzo 2.2.1 486/33 MHz                  1934   46   -47   229   42%  1988
 149 Mephisto Roma  68020 14 MHz             1930   27   -26   712   65%  1819
 150 Rex Chess 2.3  386/25-33 MHz            1929   65   -62   126   59%  1864
 150 Zarkov 3.0 486/25-33 MHz                1929   46   -48   232   39%  2008
 152 Mephisto Dallas  68020 14 MHz           1923   35   -32   492   72%  1761
 153 Zarkov 2.5  386/25-33 MHz               1920   56   -53   168   61%  1840
 154 Kasparov Brute Force  H8 10 MHz         1918   23   -23   906   44%  1958
 155 Mephisto Almeria  68000 12 MHz          1912   28   -28   634   60%  1838
 156 Fritz 1.0  386/25-33 MHz                1907   66   -67   113   46%  1938
 157 Novag Diablo  68000 16 MHz              1905   21   -21  1123   41%  1971
 158 Fidelity Mach III  68000 16 MHz         1893   14   -14  2410   52%  1880
 159 Complete Chess System  486/33 MHz       1884   47   -47   221   47%  1906
 160 Kasparov President/GK-2100 H8 10 MHz    1879   29   -29   581   46%  1906
Code:
 150 Rex Chess 2.3  386/25-33 MHz, 1929
Chess M Schr”    0.5-1.5   Lyon 68020       5.5-14.5  M Chess 386      2.5-7.5
Lyon 68000         0-1     Zark25 386/33    0.5-1.5   Mach III         6.5-5.5
Meph. MM 5         1-1     Polgar 5 MHz    13.5-6.5   Roma 68000       7.5-2.5
Academy 5 MHz     12-8     Turbostar 432      7-0     Super Const.      18-2
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  #9  
Alt 23.02.2014, 11:05
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Danke Theo. Da hatte ich den Rex doch glatt bei SSDF übersehen. Wenn er auf einem 386er mit 25-33 MHz auf 1929 verortet wird (mit einer noch großen Unsicherheitsspanne +/- 62), dann dürfte er auf einem 486DX-100 eher 2000+ statt 2100+ sein. Okay, vielleicht hatte ich Rexchess 2.30 etwas übereilt vor dem Turnier in eine erweiterte Favoritenposition gesetzt.
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  #10  
Alt 01.03.2014, 14:48
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Hallo, mittlerweile ist schon die dritte Runde voll im Gange, aber ich möchte noch Stück für Stück die Ereignisse der zweiten Runde aufarbeiten.

Zunächst, wie haben sich die menschlichen Spieler geschlagen? Hmm, durchwachsen ist da wohl der passende Ausdruck.

Autor (DWZ 1488) - ED Chess 230 (486 DX-100)

Es war eine recht abwechslungsreiche Partie. In der Eröffnung verlor ich einen Bauern, konnte aber einen zentralen Freibauern installieren. Im Mittelspiel konnte ich mich einigermaßen fangen und zeitweise den Bauern zurückerobern. ED Chess 230 reagierte aber taktisch geschickt und es kam zu einem Turmendspiel mit einen Bauern weniger für mich.

Nun wird ja gerne gesagt, Turmendspiele gehen immer Remis aus. Der tschechisch-deutsche Großmeister Vlastimil Hort, der vor kurzem 70 geworden ist, sagte daraufhin mal, ja, aber das trifft nur für die Partien zu, die man nicht selber spielt. So kam es mir auch bald vor.

[Event "II.Turnier (30 min)"]
[Date "2014.01.26"]
[Round "2"]
[White "Hader, S."]
[Black "ED Chess 230"]
[Result "1/2-1/2"]
[ECO "E80"]
[WhiteElo "1488"]
[SetUp "1"]
[FEN "8/3r2k1/6p1/4p2p/2p5/5P1P/1R4P1/7K w - - 0 39"]
[PlyCount "47"]
[EventDate "2014.??.??"]

39. Rc2 Rc7 (39... Rd1+ 40. Kh2 Rd4 $17) 40. Kg1 h4 41. Kf2 g5 $2 {Das ist ein
Tempozug, den man zu einem späteren Zeitpunkt eher gebrauchen kann. Richtig
war, zuerst den eigenen König zu aktivieren.} (41... Kf6 42. Rc3 Kf5 43. Ke3
Rc5 44. Rc2 c3 $1 45. Ke2 (45. Kd3 $2 Kf4 $1) 45... Kf4 46. Kd3 g5 47. Ke2 e4
48. fxe4 Kxe4 $19) 42. Ke3 Rc5 43. Ke4 Kg6 44. Rc3 Kf6 45. Rc2 {Eine kritische
Stellung. Schwarz hat eigentlich einen klaren Gewinnplan. Wenn er seinen
c-Bauern hergibt und in ein Bauernendspiel überleitet, welches er dank des
besser postierten Königs dann gewinnt. Aber dafür muss ED Chess 230
kurzfristig einen Bauern hergeben und das macht er nicht gerne.} Rc7 (45... c3
46. Kd3 Kf5 47. Ke3 Rc6 48. Ke2 Kf4 49. Kd3 Rd6+ 50. Kc4 Rd2 $1 51. Rxc3 Rxg2
52. Kd5 Rh2 $19) 46. Rc3 Ke6 47. Rc2 {Ich bleibe bei meiner Strategie und
ziehe den Turm vor und zurück, obwohl c4-c3 für mich zum Verlust führt.} Rc6
48. Rc3 Rc8 49. Rc2 Rc6 50. Rc3 Rc5 51. Rc2 Rc7 52. Rc3 Rc6 53. Rc2 Rc5 54. Rc3
Kf6 55. Rc2 Rc8 56. Rc3 (56. Ra2 $1 {Eine alternative Verteidigungsstrategie,
die eher Erfolg verspricht.} c3 57. Kd3 Kf5 (57... c2 58. Rxc2 Rxc2 59. Kxc2
Kf5 60. Kd1 Kf4 61. Ke2 Kg3 62. Kf1 $11) 58. Kc2 $1 Rc4 (58... Kf4 59. Ra4+ Kg3
60. Rg4+ $1 Kf2 61. Rxg5 Rc4 $11) (58... Rc5 59. Ra4) 59. Ra8 Kf4 60. Ra5 Kg3
61. Rxe5 Kxg2 62. Rxg5+ Kxh3 $11) 56... Rc7 57. Rc2 Rc5 58. Rc3 Rc8 59. Rc2 Ke6
60. Rc3 Rc7 (60... Kd6 61. Kf5 (61. Ke3 Kc5 62. Ke2 Kb4 63. Kd2 Rd8+ 64. Kc2
Ra8 65. Re3 Ra2+ 66. Kd1 Rxg2 67. Rxe5 c3 $19) 61... Kc5 62. Kxg5 Kd4 63. Rc1
c3 64. Kxh4 Kd3 $19) 61. Rc1 Rc6 62. Rc3 {Dreifache Stellungswiederholung. Ich
hatte das Glück, dass sich mein Computergegner mehrfach gegen den Gewinnzug
c4-c3 entschied.} 1/2-1/2


Kurzum, glücklicherweise erkannte das eigentlich schnelle Computerprogramm nicht den Vorteil, den c-Bauern zu opfern, um am Königsflügel zu wildern.

Mein Papa hatte in seiner Begegnung leider nicht ganz so viel Glück. Er spielte mit Schwarz gegen Colossus Chess X in der PC-Version. Dabei ereignete sich etwas sehr kurioses. Eigentlich glaubte ich nach all den Jahren, die Grundfunktionalitäten sämtlicher Schachprogramme zu kennen. Aber man erlebt immer wieder seine Überraschung. Während der Partie lehnte Colossus immer wieder klare Bauerngeschenke ab. Auch im Übergang zum Endspiel hatte man wirklich den Eindruck, als wenn er nicht gewinnen wollte. Und es war tatsächlich so. Mein Vater spielte bis ins Turmendspiel, das Remis ausging. Aber wie konnte das sein? Nichts gegen die spielerischen Fähigkeiten meines Papas. Aber die Spielweise des Computerprogramms war einfach nur merkwürdig. Nachdem ich im Anschluss alle Voreinstellungen nochmal überprüfte, stieß ich tatsächlich auf die Ursache. Es gibt in der PC-Version eine Funktion mit "Colossus spielt auf Sieg/Remis/Niederlage". Ich hatte fälschlicherweise geglaubt, es handele sich um den sogenannten Remisfaktor. D.h. man sagt dem Programm, ob ein Unentschieden wie ein Sieg, Remis oder Niederlage zu bewerten ist. Das macht dann Sinn, wenn in einem Turnier ein Remis zum Erfolg nicht ausreicht und man ihn zwingen will, Remis auszuweichen (oder auch anzustreben). In Wirklichkeit bedeutete die Funktion aber, er spielt tatsächlich auf Remis, wenn man es ihm sagt, auch wenn man selbst viel schwächer spielt. Okay, da es eine Wettbewerbsverzerrung wäre, das Remis in die Wertung aufzunehmen, willigte mein Papa dankenswerterweise ein, die Partie unter regulären Bedingungen zu wiederholen. Es bedeutete aber leider, dass er im zweiten Anlauf die Partie verlor.

Nun zu den reinen Computerduellen. Spannend war die Handicappartie

Fritz 13 (a-Turmvorgabe) - Mephisto Milano Pro

Die Frage war, kann der stärkste Brettcomputer den Materialvorteil nutzen. Lange Zeit sah es wirklich so aus, als wenn die Vorgabe für den starken Fritz zu viel wäre und das nicht mehr kompensieren kann. Aber seht selbst.

[Event "II.Turnier (30 min)"]
[Date "2014.01.27"]
[Round "2"]
[White "Fritz 13 (a-Turmvorgabe)"]
[Black "Mephisto Milano Pro"]
[Result "1-0"]
[SetUp "1"]
[FEN "rnbqkbnr/pppppppp/8/8/8/8/PPPPPPPP/1NBQKBNR w Kkq - 0 1"]
[PlyCount "165"]
[TimeControl "1800"]

1. Nf3 d5 2. d4 Nf6 3. c4 {Wenn man schon einen Turm vorgibt, kann man auch
ruhig noch einen Bauern dazugeben. } dxc4 4. Nc3 c6 5. Ne5 b5 6. g3 b4 7.
Na4 Qa5 {Mephisto Milano Pro macht eigentlich alles soweit gut und lässt eine
schnelle Entwicklung von Weiß nicht zu.} 8. b3 cxb3 9. axb3 Be6 10. Nc5 Bd5 11.
f3 e6 {Ein normaler Entwicklungszug, aber man muss darauf achten, dass Bd5
nicht von eigenen und fremden Bauern in die Zange genommen wird.} 12. Na4 Bd6
13. Bf4 Qd8 14. Qc2 (14. e4 {noch etwas früh} Nxe4 15. fxe4 Bxe4 16. Rg1 O-O)
14... Nh5 15. Bc1 (15. e4 {auch hier funktioniert es noch nicht, wegen} Nxf4
16. gxf4 Qh4+ $1 17. Ke2 Qxf4 18. exd5 exd5) 15... Qf6 16. Kf2 Bxe5 (16... Nd7
$1 17. Nxd7 Kxd7 18. e4 Qxd4+ 19. Be3 Qf6 20. exd5 cxd5) 17. dxe5 Qxe5 18. e4
Bxb3 {Jetzt musste Mephisto Milano Pro seinen Läufer abgeben, aber hat als
Gegenwert drei Bauern. Trotzdem hat Fritz 13 ein bissel Kompensation mit dem
Läuferpaar und Angriffspunkte am Damenflügel. Aber eigentlich hat Schwarz
alles noch in der Hand.} 19. Qxb3 Qa5 20. e5 {Fritz 13 scheut sich nicht, in
einen weiteren Abtausch einzugehen.} Qxe5 21. Qxb4 Qc7 {Schwarz spielt
ordentliche Züge, aber nicht immer die stärksten. Besser war wohl 21. ... Nd7
um endlich den Damenflügel flott zu bekommen.} 22. Qc5 Nf6 23. Bf4 Qb7 24. Qc2
O-O 25. Nc5 Qe7 26. Bd3 Rd8 27. Rb1 {Die weißen Figuren stehen nicht
dominierend, aber sie halten erstmal den Gegner vom Hals. Aber Schwarz muss in
der Position nicht viel fürchten.} h6 28. Kg1 Rd5 29. Ne4 e5 30. Be3 Rd7 $6 {
Deckt zwar a7 mit ab, aber wohin mit Nb8?} 31. Kg2 Nxe4 {Auch kein wirklicher
Fehler, aber es wartet das Läuferpaar wieder ein stäckchen auf.} (31... Nd5
$142 32. Bd2 a5 33. Nc5 Rda7 {und Schwarz kann wieder drücken.}) 32. Bxe4 Rc7
$6 {Den c-Bauern kann man zu leicht blockieren. Besser war, den a-Bauern zu
aktivieren.} 33. Bc5 $1 {Ein starker Pfeiler.} Qf6 34. Rd1 Rd7 $1 35. Ra1 a6
36. Bf2 Rc7 37. Bb6 Rb7 38. Rb1 Rd7 39. Ba5 g6 40. h4 Qe6 $2 {Zuerst muss der
Königsflügel mit 40. ... h5 verriegelt werden.} 41. h5 $1 {Jetzt hat Fritz 13
das erste Mal die Möglichkeit, eine echte Schwäche in der schwarzen Stellung
zu reißen.} gxh5 42. Rh1 Rd4 43. Bc3 Rc4 44. Rxh5 Rc5 $2 {Nach über 40 Zügen
war es spätestens hier an der Zeit, Turm und Springer in der Damenecke zu
entwickeln.} (44... Nd7 45. Bf5 Qd6 46. Bxd7 Qxd7 47. Rxh6 f5 $15) 45. Qd2 Kg7
46. Bb4 Rd5 {Die Hergabe des Turmes ist erzwungen.} (46... Rc4 47. Bf5 $1 Rd4
48. Qe3 Qf6 49. Be7 $18) (46... Nd7 $142 47. Bf5 Qf6 48. Qxd7 Rd5 49. Be7 Rxd7
50. Bxf6+ Kxf6 51. Bxd7 {und Weiß sollte das bei einem weiteren Bauerngewinn
durchbringen.}) 47. Bxd5 cxd5 48. Rxh6 {Ein Versehen?} Qxh6 49. Bf8+ {
Natürlich nicht!} Kxf8 50. Qxh6+ {Es ist ein interessantes Endspiel, was von
den Programmen sehr unterschiedlich beurteilt wird. Während Fritz 13 die
Situation mit einer +3,5 abschätzt, sah ich bei der INFO-Eingabe bei Mephisto
Milano Pro eine nahezu +/- 0. Wie kommt das? Wenn man nur das Material sieht,
dann sind da zwei Mehrbauern für Schwarz, die die Konstellation S+T gegen D
fast ausgleichen. Aber nach wie vor sind die unterentwickelten Figuren ein
echtes Ärgernis für Schwarz. Fritz 13 hat da einfach das bessere
Schachverständnis.} Ke7 51. Qh8 {und die schwarzen Figuren müssen weiter in
der Ecke ausharren.} Kd7 (51... Kd6 $2 52. Qc8 {droht Turmgewinn mit Qb7.} Ra7
53. Qxb8+ Rc7 54. Qd8+ Rd7 55. Qf6+ Kc5 56. Qxe5) 52. Qxe5 Kc6 53. Qe8+ Kc5 54.
g4 a5 55. Qxf7 {Ohne großen Aufwand hat die Dame mal zwei Bauern weggekegelt
und hat jetzt selbst zwei wunderbare Freibauern.} Nc6 56. g5 Ra7 {Der erste
Zug für den Turm a8! Wenn man bedenkt, dass Fritz 13 diesen Turm vorgegeben
hat und Mephisto Milano Pro seinen über die gesamte praktisch nicht genutzt
hat (außer um Bauer und Springer in der Ecke zu schätzen), dann muss man
sich über den Ausgang dieser Partie nicht ganz wundern.} 57. g6 {Bei diesen
Freibauern kann man auch mal die Dame als Opfer anbieten.} Ne7 58. g7 Kb6 59.
Qe6+ Kc5 60. f4 Rb7 61. f5 a4 62. f6 Rb2+ {Es folgen noch ein paar
Racheschachs.} 63. Kg3 Rb3+ 64. Kg4 Rb4+ 65. Kg5 Rb3 66. fxe7 Rg3+ 67. Kf4 Rxg7
68. Qxd5+ {Etwas kurios. Aber Fritz 13 besitzt mit seinen Endspieldatenbanken
die Info, dass das Endspiel KD-KTB für ihn gewonnen ist. Ohne diese Datenbank
hätte er vermutlich e8D gespielt und wesentlich schneller gewonnen.} (68. e8=Q
Rb7 69. Q6c6+ Kb4 70. Qe1+ Kb3 71. Qcc3+ Ka2 72. Qea1#) 68... Kxd5 69. e8=Q Rc7
70. Qd8+ Kc6 71. Ke5 Ra7 72. Qc8+ Kb6 73. Kd6 Rh7 74. Qc6+ Ka7 75. Qxa4+ Kb8
76. Qe8+ Ka7 77. Qe4 Rh3 78. Qc2 Rh5 79. Kc7 Rh6 80. Qa4+ Ra6 81. Qb5 Rc6+ 82.
Kxc6 Ka8 83. Qb7# 1-0


Hier zeigte sich die durchgängige Schwäche im Positionsspiel am Damenflügel vom Mephisto Milano Pro. Ich denke aber, dass Fritz 13 mit einem Turm weniger nicht zwangsweise immer gegen den Milano Pro gewinnt. Bei etwas anderen Eröffnungszügen kann so eine Partie auch ganz anders verlaufen.

Kurz zu den Ergebnissen weiterer Brettcomputer.
Colossus Chess 4.1 (Atari 130 XE) - Mepisto champion 0:1
Mephisto II - The Chessmaster 2000 (Atari 130 XE) 0:1

Damit steht Chessmaster 2000 bei erstaunlichen 2 aus 2. Man muss aber auch erwähnen, dass seine bisherige Gegnerschaft aufgrund von Losglück durchaus schlagbar waren (in der 1.Runde Colossus Chess 3.0).

Sein PC-Nachfolger, CM 3000, schlägt sich ebenfalls erfolgreich gegen stärkere Gegnerschaft. Auch er steht jetzt bei 2 aus 2.

CM 3000 (486 DX-100) - K-Chess 2.0 (486 DX-100)



K-Chess 2.0 spielte zuletzt Ta8-e8 und leitet damit seine endgültige Niederlage ein. Wie kann Weiß forciert gewinnen? Die Auflösung gibt es wieder im nächsten Teil.
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Folgende 2 Benutzer sagen Danke zu SörenH für den nützlichen Beitrag:
Theo (01.03.2014), Thomas J (01.03.2014)
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