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AW: Der DGT Centaur - Die Review
"Das Happy-End besteht bei manchen Filmen einfach darin, daß sie zu Ende sind." Ich denke, das werden manche Mitmenschen auch in Bezug auf unsere Review denken. Ursprünglich war geplant, diese Review in fünf oder sechs Kapitel aufzuteilen. Da dieser Thread eine gewisse Eigendynamik bekam, hat sich auch der Ablauf geändert. Statt eines festen Kapitels mit Beispielpartien wurden immer wieder Partiebeispiele eingestreut, sowohl gegen Menschen als auch gegen andere Schachcomputer und sogar eine 2.900er Engine musste herhalten.
Eine Review, sei die Absicht auch noch so gut, kann nie vollständig objektiv sein. Objektivität ist da möglich, wo es um Fakten geht, wozu ich auch Fotos zähle. Die unsinnigen Vorwürfe, ich hätte Fotos "gefaked", lasse ich mal außen vor. Der Schreiber dieser Vorwürfe hat sich selbst und dem Centaur im Laufe der letzten Wochen mehr geschadet als ich es jemals hätte tun können, wenn ich es denn gewollt hätte, was jedoch zu keiner Zeit der Fall war! Ich lege jeden Eid ab, dass alle Partien so gespielt wurden, wie wir sie veröffentlicht haben und dass kein Foto manipuliert wurde. Ich habe mich bemüht, stets sachlich zu bleiben und persönliche Meinungen als solche zu kennzeichnen. Im Gegensatz zu Händlern mit finanziellen Interessen haben wir unser Geld für das Gerät ausgegeben und wir verdienen weder am Verkauf noch anderweitig mit Schachcomputern auch nur einen Cent. Im Gegenteil, wir betreiben kostenlose und werbefreie Plattformen auf unsere Kosten, um unser Hobby mit Gleichgesinnten zu teilen, nicht mehr, nicht weniger. Micha und ich haben uns in den letzten Wochen zusammen weit über 100 Stunden mit dem Centaur intensiv beschäftigt, viele Partien selbst gespielt und spielen lassen. Während auf anderen Plattformen in erster Linie von immer neuen stolzen Besitzern verkündet wird, dass der Centaur "der beste Schachcomputer sei, den man je besessen habe", es aber an Fotos und Partien mangelte, gingen wir einen anderen Weg. Wir gingen ihn sogar so weit, dass neben jeder Menge Fotos auch Forenmitglieder selbst gegen den Centaur antreten durften, mehr Transparenz ist unserer Meinung nach nicht möglich. Dass dies zur Folge hatte, dass einer der Tester ungefragten "Kontakt" bekam, nun das spricht für sich. Ich frage mich, wie hier wohl jemand reagiert, der ein iPhone kauft, sich in einem Forum negativ darüber äußert und ihn ein Händler (nicht sein Händler!) unaufgefordert kontaktiert! Trotz all dieser Seiteneinflüsse haben wir wirklich alles gegeben, um so sachlich und neutral wie möglich zu bleiben. Sollte dies nicht immer gelungen sein, tut dies uns leid. Aber diese Dinge von außen sollen hier nicht das Thema sein, sondern der Centaur, ein Schachcomputer, mit dem DGT einen neuen Weg beschritten hat. Ja, es gibt noch offene Fragen zur Software und auch ansonsten ist der Centaur sich selbst bzw. den Vorgaben seiner Schöpfer treu geblieben und verhält sich wie eine Sphinx. Sollten sich hier noch neue Informationen ergeben, werden wir darauf hier im Thread hinweisen und die entsprechenden Kapitel nachträglich ergänzen. Grüße, Micha & Sascha Kapitel 4 - Fazit Puh, schwierig ... ich habe lange darüber nachgedacht, wie ich den Centaur endgültig bewerten möchte. Eine Pro und Contra Aufzählung? Wird ihm das gerecht? Ich denke, ich schreibe einfach meine Gedanken nieder. Der Centaur ist ein interessantes Gerät. Die Idee des adaptiven Spiels fasziniert. Dazu ein grundsätzlich ansprechendes Design mit kleinen Schwächen. An die Zugdarstellung mit Ringen statt der üblichen kleinen Dioden habe ich mich gewöhnt ... nicht einmal, dass man die Ringe ständig sieht, stört mich ... was mich stört: Diese Bereiche hätte man versiegeln oder was auch immer müssen, damit da keine Reflexionen durchscheinen ... so wirkt das billig und nicht dem Ruf der Marke DGT würdig. Ebenso nervt mich ein wenig, dass man die Elektronik unter den Feldern sehen kann ... nein, auch das ist nicht meins. Ansonsten: Das Gerät ist sehr flach, Sensortechnik, eInk Display (leider mir zu klein). Dazu Akkubetrieb mit sehr langer Laufzeit, ein Gerät, mit dem ich überall spielen kann, ohne Kabel etc. ... tja, leider ohne Tasche und Figurenbeutel ... hätte man bei 379,- € Listenpreis durchaus beifügen können. Insgesamt würde ich trotz der genannten Kritikpunkte dem "Äußeren" sogar noch eine 2- geben! Weil er irgendwie troz allem irgendwie "etwas hat". Zum Funktionsumfang. Hier möchte und werde ich keine Note vergeben ... ja, verglichen mit einem Funktionsmonster wie dem Mephisto Vancouver oder dem neuen King Element kommt er schlecht weg ... aber: Er will damit auch gar nicht verglichen werden! Er will keine Konkurrenz zu diesen Geräten sein, er will er selbst sein. Man muss ihn mit diesen Augen (und nicht mit den Augen eines Sammlers alter "traditioneller" Schachcomputer) betrachten, um ihn fair zu bewerten. Klar, ich würde mir lieber den Funktionsumfang eines King Elements wünschen ... aber hat wirklich jeder "nicht Sammler" da draußen die gleichen Wünsche und Bedürfnisse? Braucht ein Hobbyspieler, der eine Partie Schach die Woche spielen will und der keinen menschlichen Partner hat, wirklich Zeit- und Turnierstufen? Varianten und Rechentiefeanzeige? Wenn man den Blick auf das wirft, was er sein will und laut seiner Schöpfer sein soll, dann reicht das, was er bietet im Großen und Ganzen aus. In einem Punkt hat der Blogschreiber da draußen schon recht: Wir sind Nerds! Und vermutlich sind wir nicht der Nabel der Welt ... wir sehen einen Schachcomputer mit anderen Augen ... aus den Augen von Freaks, die ihre zumeist historischen Schätze gegeneinander antreten lassen, zum Teil in Turnieren, die irgendwelche Testsuiten abspulen ... aber all das ist gewiss nicht das, was der Großteil derer will, die einfach nur einen Spielpartner wünschen. Womit ich zum wohl wichtigsten Punkt komme, dem Schachspiel ... Also, mein Eindruck nach rund 40 Partien, davon 30 im Freundlich Modus und zehn im Schwierig Modus: Sein Stil gefällt mir grundsätzlich schon! Hartmut traf es ziemlich passend, als er sagte: Frech ist er schon! Und genau das gefällt mir. Schon aktiv, frech, vielleicht ein wenig Kamikaze ... ich weiß, dass Micha das ein wenig anders sieht und vielleicht schreibt er ja auch noch seine persönlichen Eindrücke. Ich würde es positiv mit "Kaffeehausschach" beschreiben. Nicht unbedingt planvoll, aber irgendwie macht er mir Spaß ... was eigentlich die Hauptsache an einem Spielpartner ist bzw. sein sollte. Aber auch hier habe ich Kritik: Mir persönlich ist die Stufe "Freundlich" zu freundlich ... man hätte sie "Anfänger" oder besser "Patzer" nennen sollen. Er ist hier meiner Meinung nach zu bemüht, dem Gegner gefällig zu sein. Der Modus "Schwierig" ist für mich zumindest besser geeignet ... hier muss ich mich schon wirklich konzentrieren, um zu gewinnen, aber wenn man aufpasst, bekommt man immer wieder Chancen. Ich denke, der Centaur hätte sehr viel besser sein können, wenn man ihm vier oder fünf Modi spendiert hätte: "Patzer" (das aktuelle Freundlich), "Freundlich" (ggf. eine Mittelstufe zwischen den aktuellen Stufen Freundlich und Schwierig), "Gegner" (etwas härter als schwierig), "Meister" (deutlich schwerer) und "Großmeister" (volle Power). Dazu bitte in der Analysestufe dauerhaft rechnen lassen und auf Akkulaufzeit scheixxen ... Dann wäre der Centaur (für mich) das, was er sein möchte: Ein guter Spiel- und Sparringspartner! An dieser Stelle eine Anmerkung: Die größte Kitik von Micha und mir lag ja darin, dass der Centaur zu leicht gewinnen lässt ... vielleicht muss man aber hier unseren Test ein ganz klein wenig hinterfragen. Wir wollten im Test immer gewinnen, haben konzentriert gespielt ... ebenso diejenigen, die wir haben antreten lassen ... und natürlich wollten auch die anderen Schachcomputer "gewinnen" ... Ich frage mich schon, wie es ist, wenn man "einfach nur spielt" ... wenn nebenher der Fernseher läuft, man sich unterhält etc. pp. sieht man dann auch seine "Fehler" so deutlich? Verschiebt sich dann das Ergebnis? Ich weiß es nicht ... aber den Gedanken hatte ich durchaus schon ... im Laufe der Zeit werde ich es sehen ... sprich, wenn ich ihn im Alltag mal zu einer Partie in den Garten tragen werde. Da ich meine Wünsche aufgezählt habe, bin ich beim größten Kritikpunkt am Centaur: Der fehlende Anschluss an den PC. Ja, in den 1980ern hatten Schachcomputer das auch nicht, aber wir leben nicht mehr in den 1980ern. Heute gehört für mich ein PC Anschluss einfach dazu, allein schon, um Fehlerupdates einzuspielen. Hier hat Millennium mit den aktuellen Gerät vorgemacht, wie es geht. Hätte man sich dazu entschlossen, nicht nur einen PC Anschluss zu spendieren, sondern das Gerät ähnlich "offen" zu gestalten wie den DGT PI, wäre das Gerät aus meiner Sicht ein weit größerer Erfolg, da es dann wesentlich mehr Zielgruppen ansprechen würde. Diese Chance hat man ohne Not verschenkt. Sehr, sehr schade! Damit wären wir bei der Zielgruppe, einem geflügelten Wort, das von einem Blogger fast schon als Kampfbegriff verwendet wurde. Es wäre unfair zu schreiben, dass der Gelegenheitsspieler, der "einfach nur spielen" will, die Zielgruppe ist. Ich denke, viele Menschen können mit dem Centaur Spaß haben, wenn sie ihn als das nehmen, was er sein möchte bzw. was er ist. Ich möchte keine Zielgruppe definieren ... ich denke jeder kann und soll selbst nach unserer Review definieren, ob er bzw. sie zu dieser geheimnisvollen, bis heute nicht definierten Zielgruppe gehört. Wenn der Centaur jemanden enttäuscht, dann nicht, weil er das ist, was er ist ... sondern, weil er nicht das erfüllen kann, was andere versprochen haben. Das ist aber nicht seine Schuld. Ich werde den Centaur behalten. Er ist ein einzigartiges Gerät in meiner Sammlung, mit keinem anderen Gerät auch nur im Ansatz zu vergleichen ... das allein, verbunden mit seinem frechen Spiel, ist schon Grund genug für mich, ihn irgendwie zu mögen. -fin-
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