Zitat von
Chessguru
... Dafür behandelt Nicks Setting die Eröffnung und das Mittelspiel aktiver bzw. druckvoller. Tja, wo liegt der goldene Mittelweg?
...
Ich sehe da keinen Mittelweg. COLORADO taugt meines Erachtens - überspitzt gesagt - vergleichsweise wenig bis gar nichts.
Die letzte Partie wurde nicht nur im Endspiel verloren. Der Grundstein wurde schon viel früher gelegt. Das "aktivere und druckvollere" Spiel sorgt für erhöhte Gefahr schlechter Bauernzüge als sonst, wie auch hier zu sehen:
15. c5, verbunden mit dem schwachen rückständigen Bauer auf d4 war der Anfang vom Ende. Das führte dann später unter anderem zu
37. Td2 ?, womit offenbar eine Turmverdoppelung geplant war, um den Schwächling zu verteidigen. Dann war der Turm weit weg vom Schuss, kam das Problem mit der offenen g-Linie und dem schwachen h-Bauern.
Nach dem Schwerfigurentausch im 37. Zug war der Ofen für Weiß aus.
Der Nick-Colorado-Style ist im Endspiel schwächer, sieht das eine oder andere später. Das ist auch schon ersichtlich gewesen.
Vorteile dieses Stils gibt es dann, wenn die Stellung für ihn "angerichtet" ist, wenn es einen konstruktiven (!) Weg gibt, beispielsweise mit einem Qualitätsopfer und einer Bauernwalze, den Gegner zu überrennen.
Diese ganzen Testreihen, wie BT-2630 Test, sind schlichtweg ungeeignet, um zu beweisen, dass ein Stil besser ist als der andere.
Denn dieses Test-Suiten sind immer auf einzelne gute Lösungszüge ausgerichtet.
Und natürlich findet AKTIV hier eher etwas als NORMAL. Und wenn ich die Selektivität noch etwas höher einstelle, werden die Ergebnisse tendenziell noch besser.
ABER: Was passiert in über 90 Prozent der unverdächtigen Stellungen ?! Zieht ein Gerät hier dann unter Umständen - wie hier in der Partie -
15. c5 ? oder wählt es eine solide Lösung.
Das ist das, worauf es ankommt. Denn solche Mittelspielstellungen, in denen nichts "drin" ist, wo man aber trotzdem prinzipielle strategische Fehler machen kann, kommen praktisch fast in jeder Computer-Computer Partie vor.
Und da muss man jeden Einzelfall, wenn vernünftige Testarbeit betreibt, unter dem Aspekt betrachten, welcher einem Gerät auch gerecht wird.
Fehler, auch kleinere, sind dann als solche zu betrachten, wenn die Stellung immer verfänglicher oder verpflichtender wird, später das richtige zu finden.
Während Spitzen-Engines lange noch Auswege, Rettungsaktionen oder Lösungen finden können, ist das oftmals für einen Brettcomputer nicht drin.
Gruß
Wolfgang