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Weitere Entwicklung von Schachprogrammen
Rasmus hat nebenan ein wenig in die Kristallkugel geschaut:
Ich sehe aber noch eine Stufe der Entwicklung, die bislang noch nicht gemacht wurde. Es gibt zwar ein Schachprogramm mit Neuronetzen (Giraffe), nur leider wurden die Neuronetze dabei IMO verkehrt eingesetzt. Deren Eigenart ist es, daß minimale Änderungen in den Eingabedaten auch nur minimale Änderungen in der Ausgabe bewirken. Mit anderen Worten, Muster-Erkennung. Das ist für Schach aber eher schlecht, weil eine Figur ein Feld weiter schon alles ändern kann.
Der totale Knaller wäre nun, wenn man ein herkömmliches Stockfish oder sonstwas hernähme, die ohnehin pervers tief rechnen können, und damit eine Multivariantenanalyse auf sagen wir mal 20 Halbzüge Tiefe macht. Vielleicht mit den 10 "besten" Zügen. Diejenigen darunter, die taktisch valide wären, könnte man einem Neuronetz vorwerfen, das sich unbelastet von taktischen Details dann um deren strategischen oder positionellen Wert kümmern könnte. DAS wäre eine neue Art von Spielführung und würde IMO eine neue Dimension des Computerschachs eröffnen. Derzeit wird versucht, die Bewertungsfunktion zu verbessern, da sehe ich auch Potenzial. Aber der Rechenaufwand um die Suche besser zu leiten ist einfach zu groß. Giraffe hat schon einige interessante Punkte erreicht und ergänzt die automatisch generierte Bewertungsfunktion um statische Betrachtungen von Schlagmöglichkeiten. Es ist aber offen, wie weit das Konzept noch verbessert werden kann. Die aktuellste Entwicklung scheint DeepChess zu sein, wobei die Art der Darstellung mehr Fragen aufwirft als Antworten gibt. Alleine schon der Schluss auf die Spielstärke mit gerade einmal 100 Partien gegen Falcon und gegen Crafty ist nicht sehr wissenschaftlich. Vor allem weil der Einfluss des neuronalen Netzes nicht erkennbar ist. Einen Vorgeschmack darauf bekommt man bei den Kombiturnieren, wo also Teams aus Mensch und Computer gegeneinander antreten. Zwei Sachen sind bemerkenswert; erstens ist die Kombi sowohl Computern alleine als auch Menschen alleine überlegen. Zweitens sind die Menschen in den besten solcher Teams eher keine Supergroßmeister, die maximal vom Schach verstehen, sondern Programmierer, die maximal vom Computer verstehen.
zur taktischen Absicherung menschlicher Ideen funktioniert nur deshalb, weil der Mensch die Relevanz der Information erkennen kann. Die Entscheidung zwischen einer taktischen Überprüfung von Zügen und dem positionellen Wunsch ist für den Computer sehr schwer. Die zur Zeit besten Algorithmen im Computerschach arbeiten seriell, eine Parallelisierung funktioniert nur mit relativ wenigen Prozessoren oder skaliert nicht sehr effektiv. Hier wird sich wohl in der näheren Zukunft am meisten tun. Die Verwendung massiv paralleler Rechenleistung in neuronalen Netzen ist dabei denkbar, d.h. der einzelne Knoten in der Baumsuche wird durch Parallelität "besser". Eher noch glaube ich aber an eine andere Form der Baumsuche, die mit besserem Informationsaustausch die Bearbeitung von Teilbäumen verbessert. P.S. Die reinen Liebhaber der alten Brettcomputer sind hoffentlich bei dem Thema nicht zu sehr verschreckt. |
Folgender Benutzer sagt Danke zu Solwac für den nützlichen Beitrag: | ||
RetroComp (19.10.2016) |
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