Hallo zusammen, folgendes Bauernendspiel ergab sich aus einer realen Partie mit dem RFT Chess-Master. Er tat sich sehr schwer, ein relativ Bauernendspiel richtig zu bewerten. Daraus abgeleitet sieht die Teststellung wie folgt aus:



Schwarz am Zuge kann nur mit 1. ... g5 die Partie gewinnen. Man kann zwar durch das Opfern des h-Bauern und Erobern des weißen c-Bauern in ein KB-K-Endspiel überleiten, was man wegen der ungünstigen Königsstellung nicht gewinnen kann. Der strategisch richtige Weg ist, einen g-h-Bauernverbund aufzustellen, die sich gegenseitig beschützen und den c-Bauern abkassieren. Dann muss nur(!) noch der König seine Bauern beim Vormarsch unterstützen, aber auch das ist schon ein Test für sich.

Der Test sollte aus meiner Sicht aus zwei Teilen bestehen. Als erstes ist die Frage zu klären, ob (und wann) leistungsschwächere Programme den Schlüsselzug finden. Zum anderen sollte man auch testen, ob es dem Programm mit derselben Zeitvorgabe auch mind. einen Bauern bis zur Umwandlung durchbekommt. Denn da wird man einige Überraschungen erleben...

So sehen die bisherigen Testergebnisse aus:
RFT Chess-Master
Level 0 1. ... g5!
Level 1...5 1. ... Kc5?
Zwei Sachen sind daran erstaunlich. Vom anfänglichen richtigen Zug wendet er sich nach mehr Rechenzeit ab. Des Weiteren gelingt ihm in Level 0 nicht, mit zwei Bauern mehr zu gewinnen (der eigene König pendelt nur im Zentrum hin und her).
Colossus Chess 3.0
Ein Klassiker, der u.a. auf dem 8Bit-Atari lief (mit 6502-CPU 1,79MHz).
22s 1. ... g5 (7 Halbzüge) - restliches Endspiel gewonnen
Colossus Chess 4.0
5s 1. ... g5 (5 Halbzüge) - restliches Endspiel gewonnen
Mephisto II
19s 1. ... g5 (4 Halbzüge)
Aber danach gelingt es ihm selbst in der Stufe C4 (45s/Zug) nicht, das Endspiel durchzubringen. Die weitere Zugfolge: 2.Kf2 Kc5 3.Kg3 g4 4.Kh2 Kxc4 5.Kg3 Kd5 6.Kf2 h2 7.Kg2 g3 8.Kh1 Ke4 9.Kg2 Kf5 10.Kh1 Kg4 11.Kg2 Kg5
Chess Champion Super System MK III
(>5:00 min) 1. ... h2
Mephisto Advanced Travel Chess
1s 1. ... g5
Mephisto Super Mondial
1s 1. ... g5

Die letzten beiden Schachcomputer kann man wahrlich nicht als schwach bezeichnen. Sie zeigen sehr eindrücklich, wie problemlos diese Klasse mit diesem Endspiel umgehen kann.

gutes beispiel, nicht zu schwer, und interessante gedanken dabei

Chafitz Boris braucht ca. 11 min für den Zug g5, für die restlichen Züge reichen ihm 4 sec Bedenkzeit um Matt zu setzten.

Mephisto III Brikett 6,1 Mhz benötigt auf Stufe 7 immerhin 7min.10sek. für 1...g5! Er zeigt es zwar schon nach wenigen Sekunden an, verwirft es dann aber erst einmal wieder. Für die ganz genauen: Er untersuchte dafür 2458 Stellungen, = ca. ~ 5,7/sek. , erreichte dabei eine Rechentiefe von 5_13 bei einer Bewertung von +2.89.
Den restlichen Bauerndurchmarsch bewältigt er auf St. 3 (~20sek/Zug)

Habe dieses Bauernendspiel auch noch einmal dem Mephisto II Brikett, 6,1 Mhz aufgegeben. Auf Stufe C4 zieht er bei mir 1..Kc5?
Auf St. C6, Turnierstufe spult er aber einen sicheren Gewinnweg ab.

Weiß– Mephisto II 6,1 Mhz

Ich wollte doch einmal wissen, wie mein Mephisto II auf Stufe C4 mit 6,1 MHz das ganze zu Ende bringt... oder auch nicht. 1...g5 war vorgegeben.

Nun, Mephisto II dachte sich einfach, komme ich dem weißen König zu nahe, kann er sich nicht mehr bewegen, und es ist Patt. Das ist schlecht.
Das will ich doch tunlichst vermeiden.

Dann erkunde ich eben mal mit meinem König die möglichen Schachfelder, ich bin da ja ganz alleine unterwegs, und Platz ist genug. So kann mir nichts passieren, und der blöde weiße Mitstreiter muss immer hin und her hüpfen.

Nach dem 55. Zug fiel ihm die 50 Züge Regel ein, aber da war es zu spät!

Aber bei einem nochmaligem Test zeigte sich, das der Mephisto II 6,1 Mhz mit dieser Konstellation auch auf Turnierstufe nicht zwingend zurecht kommt!

Udo, im Endeffekt geht es darum, ob das -Bauernopfer h2-h1! gespielt wird, wie Du richtig kommentiert hast. So gesehen ist das Endspiel gar nicht so trivial. Ohne eine gewisse Rechentiefe ist da nichts zu machen.
Ich vermute, dass das schwächere Gerät in der praktischen Partie nur finden, um ein Remis durch Stellungswiederholung oder der 50-Züge-Regel zu vermeiden.

Gruß
Wolfgang

Ja, aber trotz der wenigen Figuren, nur 3 Bauern, wundert es mich schon, wie schwer sich Mephisto II, und gerade auch Mephisto III damit tun.
Mephisto III sieht das Damenopfer erst auf Stufe 8 nach 22min. 47sek.

Mephisto II auf der Analysestufe C8 (0000= unendlich) findet im 7 HZ nach 15min.20sek. das Damenopfer.

Aber das ganze zeigt auch wieder, wie sehr man sich (ich) irren kann, wenn man das nicht genau testet. Bei meinem ersten Versuch ( Vor einigen Jahren )mit Mephisto II hatte das ja noch funktioniert, aber mit einem anderen Zugablauf.

Dort war die gleiche Konstellation, aber die schwarzen Bauern eine Reihe höher angesiedelt. Also funktionierte das ganze dort, ohne das der Computer etwas Opfern musste. Und es deswegen auch durchrechnen konnte.

Solche Dinge auszutüfteln, kann manchmal länger dauern als ein Turnierspiel

Der Chess Champion 2.0 meistert dieses Endspiel recht souverän, und erreicht immerhin Suchtiefen von bis zu 9 Halbzügen.

Auf der verwendeten Spielstufe 120min/Partie scheint seine Rechenzeit bei max. 3min. zwangsbeendet zu werden. Darüber kommt er nicht.

Da Stockfish die ganze Zeit sein Ende kommen sah, wollte er dieses mit einem logischen 8.ten Zug herauszögern, dies erleichtert aber schwächeren Programmen den Sieg, den sie bis dahin noch gar nicht auf dem Schirm haben.
Das ist manchmal der Nachteil von Rechenstarken Programmen.