Hi,
wenngleich mir jetzt ein Blog Schreiber wieder vorwerfen wird, dass ich Werbung mache und meine Seele verkaufe, um weiterhin testen zu dürfen, würde ich bei ca. 1.400 bis 1.500 Elo den King vorbehaltlos empfehlen.
Das will ich auch gerne begründen: Wie ich weiter oben schrieb, sollte das Spiel des Computers keine absichtlichen Fehlzüge enthalten, da das meistens besseren Hobbyspielern schnell auffällt.
Die beiden besten Wege, einen Schachcomputer schwächer zu machen sind meiner rein persönlichen Meinung nach:
1. Die Geschwindigkeit begrenzen (mit anderen Worten, das genaue Gegenteil vom Tuning). Das komplette Schachwissen und der Stil bleiben hierbei komplett erhalten, aber er kann leichter etwas übersehen, vor allem bei einem stark selektiven Programm wie dem King wirkt sich das schon aus.
Das funktioniert beim King in einem gewissen Rahmen, aber leider nicht so, wie ich es mir gewünscht hätte. Wenn der King mit voller Stärke bei ca. 2.500 Elo unserer Liste liegt, kommt er bei 10 MHz immer noch auf rund 2.200 Elo. Das ist zwar schön für Wettkämpfe und Turnieren mit anderen Brettgeräten, ist aber für die meisten Selbstspieler noch immer eine (zu) harte Nuss.
2. Die Zahl der berechneten Züge begrenzen. Auch hier bleiben Wissen und Stil des Programmes erhalten, aber der Computer muss sich, vor allen in den unteren Stufen, rein auf sein Basiswissen verlassen.
Denn auf der niedrigsten Stufe berechnet der King, der auch über dieses Feature verfügt, nur 125 Züge! Das klingt wenig, aber es reicht meiner Meinung nach für ca. 1.350 bis 1.400 Elo aus ... jede weitere Stufe verdoppelt dann die berechneten Züge: 250, 500 etc. pp.
Speziell in den Stufen bis 1.000 berechneten Positionen pro Zug kann man den sehr selektiven King gut mit taktischen Manövern überlisten.
Ich würde hier jeweils ca. 50 bis 60 Elo pro Verdoppelung ansetzen, wobei es am Anfang wahrseinlich mehr sind als später ... so kann sich ein menschlicher Spieler recht genau seine passende Spielstufe erspielen und der King behält dabei trotzdem sein attraktives Spiel bei.
Ich gebe zu, so gut wie beim King habe ich das so bis jetzt bei noch keinem anderen Schachcomputer gesehen. Sprich, man kann die Spielstärke recht gut zwischen ca. 1.350 und 2.500 Elo (nach unserer Liste) verändern.
Das Programm WASP von John Stanback hat seit kurzem eine ähnliche Form der Begrenzung, die auf dem DGT PI auch sehr gut funktioniert ... allerdings geht es hier bei rund 1.550 Elo los. Der Dank hierfür geht an Frank Q., der John davon überzeugt hat, dieses Feature zu implementieren.
Es gibt auch Programme und Computer, die Methode 1 nutzen: Ruud hat zum Beispiel im Rev II diese Bremse eingebaut, nachdem Micha und ich ihn damit so lange auf die Nerven gefallen sind, bis er es eingebaut hat. Nun kann man den superstarken Hiarcs auf "Brettiniveau" reduzieren, indem man die Geschwindigkeit des Rev II auf 1% begrenzt ... was immer noch bärenstark ist.
Aber auch Rasmus hat bei seinem Programm ct800 eine ähnliche Bremse verbaut, die auch im DGT PI sehr gut funktioniert.
Bei den "normalen" Schachprogrammen würde ich Shredder empfehlen (auch in der iOS Version), das auch ein recht menschliches Spiel hat und dessen Elo Spielstufen auch recht gut umgesetzt wurden.
Ich gebe zu, dass ich von den Elo Spielstufen der meisten anderen Schachcomputer wie Polgar und Co nicht so begeistert bin, da sie zumeist in die falsche Richtung gehen, sprich, sie streuen immer mal wieder schwache Züge ein ... eigentlich erstaunlich, dass man in den alten Brettgeräten nicht ähnliche Wege für eine "intelligente" Reduktion der Spielstärke gefunden hat.
Wie ich aber auch oben schrieb: So schön die Lösungen von King, Wasp, ct800 und Co auch sein mögen, sie sind halt nicht perfekt ... denn, noch einmal wiederholt: Natürlich nimmt das Wissen je nach Elo zu oder ab ... da diese Programme aber kein Wissen "deaktivieren", sind dem natürlichen Weg nach unten Grenzen gesetzt ...
Auf der anderen Seite sind diese Systeme zumindest recht flexibel und bieten mehr als nur "drei Level".
Gruß,
Sascha