AW: Neue Schachcomputer
Also, selbst wählbare Figuren gibt es bei Certabo, wo man das RFID-Set auch ohne Figuren bekommt. Damit kann man sich jedes Set entsprechend umrüsten, insbesondere nämlich auch Luxus-Schachsets nach eigenem Geschmack.
Beim Rest scheitert das an den technischen Realitäten. Für eine UCI-Engine braucht man ein Betriebssystem, so daß "bare metal"-Software keine Option ist. Da wären etwa Rev II, Pewa Grandmaster oder DGT Pi zu nennen, wo das umgesetzt wurde.
Das ist dann aber auch nicht mit 100 MHz zu machen, denn damit bekommt man kein Linux ans Laufen. Zudem kann man auch nicht einfach eine UCI-Engine reinkopieren, weil Linux keine Binärkompatibilität kennt, und schon gar keine langjährige. Idealerweise kompiliert man auf dem Zielsystem, was aber kein Endkunde tun will.
Selbst das geht aber nur begrenzt, denn wenn eine Engine neuere Features nutzt als der Compiler kann, müßte man den Compiler updaten. Das zieht Kreise, und am Ende muß man das ganze Linux updaten.
Das wiederum scheitert daran, daß man embedded kein Mainline-Linux hat, sondern ein Board Support Package des Boardherstellers. Weil ARM eben nicht wie x86-PCs weitgehend standardisiert aufgebaut ist, sondern jedes ARM-SOC (system on chip) wieder anders ist. Das ist nicht nur bei Schachcomputern ein massives Ärgernis.
Bei Windows laufen saubere Win32-Anwendungen aus Win95-Zeiten heute noch, aber das würde einen x86-Prozessor erfordern - schon weil Binaries für ARM-Windows ein noch größerer Exot sind als ARM-Windows selber. Mit x86 muß man aber dauernd neue Produkte machen, weil die CPUs nicht langfristig lieferbar sind. Speziell Intel hat sich im embedded-Bereich völlig unmöglich gemacht, weil sie Produkte gerne mal abkündigen und keine langfristige Planung möglich ist. Abgesehen davon kostet Windows auch noch Royalties.
Selbst wenn man dann UCI-Engines installieren kann, ist bei einem Schachcomputer die Benutzerführung immer ein Problem. Jede UCI-Engine kennt außer den Standardkommandos noch diverse eigene, besonders zur Drosselung.
Gut, das könnte man mit GUI und Touchscreen lösen und dann.. hätte man dasselbe, was man jetzt mit einem Smartphone und einem elektronischen Brett auch schon hat.
Der Grund, wieso PCs in den 90ern die Ära der Schachcomputer beendet haben, war gerade der, daß man für dasselbe Geld bei PCs universellere und besser bedienbare Geräte bekam.
Schachcomputer kauft man heute nicht "deswegen", sondern "trotzdem".
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