AW: Tasc R30 - Utzinger, Rapid 60'
13. Partie, B30: Sizilianisch (Rossolimo-Variante): Meine Eröffnungswahl bekommt mir nicht gut. Doch der Tasc R30 v2.5 normal weiss mit seinem Vorteil nichts anzufangen. Im Gegenteil begeht er bald einen taktischen Patzer, der schliesslich zum Material- und Partieverlust führt. Somit übernehme ich mit 8,5:4,5 (+7 -3 =3) die klare Führung in diesem Match.
Die Spielweise des TASC R30 v2.5 ist für mich eine Enttäuschung. Gute Ansätze wechseln ab mit dummen taktischen/positionellen Fehlern. Deshalb breche ich das Match ab und wähle Mephisto Vancouver 32-bit als meinen nächsten Gegner. Ich bin überzeugt, dass es dem Lang-Programm gelingt, eine bessere Figur zu machen: besseres Eröffnungsbuch, solide(re) Spielweise und genügend Fähigkeiten bezüglich Taktik und Endspiel sowie eine vernünftige Zeiteinteilung, dürften es mir schätzungsweise bedeutend schwieriger machen, Punkte zu holen.
[Event "Rapid 60' 2017-13"]
[Site "SUI"]
[Date "2017.08.10"]
[Round "37"]
[White "Tasc R30 v2.5"]
[Black "Utzinger, Kurt"]
[Result "0-1"]
[ECO "B30"]
[WhiteElo "2350"]
[BlackElo "1930"]
[Annotator "K. Utzinger"]
[PlyCount "126"]
[EventDate "2017.??.??"]
[EventType "rapid"]
1. e4 c5 {13. Partie, B30: Sizilianisch (Rossolimo-Variante): Meine etwas
fragwürdige Eröffnungsvariante vermag der Tasc R30 v2.5 nicht auszunützen.
Er werkelt unsinnig mit der Dame am Damenflügel herum und begeht dann
plötzlich einen taktischen Fehler, der nach langem Kampf mit Mehrfigur und
dem Sieg für Schwarz endet. Eine von Tasc R30 v2.5 teilweise schwach
gespielte Partie. Somit übernehme ich mit 8,5:4,5 (+7 -3 =3) die klare
Führung in diesem Match.} 2. Nf3 Nc6 3. Bb5 {Das hat noch niemand gegen mich
gespielt. Die Theorie dazu kenne ich natürlich nicht. Meine in früheren
Zeiten oftmals angewandte Methode gegen den "normalen" Sizilianer ist die
heute nicht mehr aktuelle "Vierspringer-Variante". Indessen, angeregt durch
gute Resultate eines Klubkameraden, wollte ich heute das beschleunigte
Fianchetto auftischen.} (3. d4 cxd4 4. Nxd4 g6 (4... Nf6 5. Nc3 e6 {
Vierspringer-Variante}) 5. Nc3 Bg7 6. Be3 Nf6 {beschleunigtes Fianchetto}) 3...
a6 {Mir war nicht bewusst, das diese sofortige Befragung des Läufers
statistisch schlecht abschneidet. CB LiveBook=65% für Weiss, CB Opening Tree
2016=66.5% für Weiss. In der praktischen Partie auf unserem (tiefen) Niveau
ist der Textzug m.E. indessen ohne weiteres spielbar. Denn wie meine
nachträglich studierten Partien zeigen, ist tief durchdachtes Vorgehen
notwendig, um die schwarze Stellung ins Wanken zu bringen. Und wie oftmals:
Für nicht wenige der 1-0 Ergebnisse ist nicht die Eröffnung schuld.} 4. Bxc6
dxc6 5. d3 Qc7 {Um e7-e5 spielen zu können.} 6. Be3 e5 7. Nbd2 Bd6 8. Nc4 (8.
h3 Ne7 9. Nc4 Ng6 10. Qd2 a5 11. Nxd6+ Qxd6 12. Qc3 b6 13. g3 O-O 14. h4 Re8
15. h5 Nf8 16. h6 g6 17. Nd2 Be6 18. f4 f6 19. Nc4 Bxc4 20. Qxc4+ Qe6 21. f5
Qxc4 22. dxc4 Kf7 23. g4 g5 24. Ke2 Red8 25. c3 Nd7 26. b3 Ke7 27. a3 Ra7 28.
Rhd1 Nf8 29. Rdb1 Nd7 30. Ra2 Raa8 31. Rc2 Kd6 32. b4 Kc7 33. Rd2 axb4 34. axb4
cxb4 35. cxb4 Nf8 36. Rxd8 Rxd8 37. Ra1 Kb7 38. Ra2 Nd7 39. Rd2 Kc7 40. Ra2 Kb7
41. Rd2 Kc7 42. Ra2 {1/2-1/2 (42) Piorun,K (2676)-Mista,A (2593) Poland 2016})
8... Ne7 {Gefällt mir vor allem deshalb besser als 8...Sf6, weil Schwarz den
das Zentrum stützenden Bauerzug f6 noch zur Verfügung hat und dem schwarzen
Springer die Route Se7-g6-f4 offen steht.} 9. Nxd6+ (9. a4 a5 10. Nfd2 b6 11.
Qh5 Ng6 12. O-O O-O 13. Nxd6 Qxd6 14. Nc4 Qc7 15. b3 Be6 16. Qe2 {1/2-1/2 (16)
Campos Gambuti,L (2319)-Granero Roca,A (2368) Elche 1999}) 9... Qxd6 10. Qd2 {
Droht durch Dc3 und Doppelangriff auf c5, e5 einen Bauern zu gewinnen.} b6 {
Das ist erzwungen.} 11. Qc3 f6 {Ich entscheide mich nach fast 4 Min gegen 11...
Sg6, vor allem gefiel mir 12.h4 nicht so recht.} 12. a4 {Möchte mit a4-a5 die
Schwächen am schwarzen Damenflügel aufrollen. Ich habe keine Wahl und muss
das verhindern.} a5 {Weiss steht besser, wie man ohne weiteres feststellen
kann. Es stehen zwei oder gar drei viel versprechende Züge wie a) 13.Sd2 oder
b) 13.0-0-0 und c) 13.h4 zur Auswahl.} 13. Qb3 $6 {Passt kaum ins System. Der
Bauer b6 ist leicht zu decken und Schwarz wird mit Le6 bald ein Tempo gewinnen
können.} Rb8 14. Nd2 Be6 {Entwicklung mit Tempo.} 15. Nc4 (15. Qc3 {sieht
besser aus, ist aber auch das Eingeständnis, dass 13.Db3?! nicht das Gelbe
vom Ei war.}) 15... Qc7 {Damit bleibt der Sc4 gefesselt.} 16. Bd2 $2 {Das aber
ist schlicht ein unverzeihlicher taktischer Missgriff, den man von einem
Gerät dieser Stärkeklasse nicht erwarten durfte.} b5 $17 {Gewinnt einfach
Material. Ich musste mich jedoch fast 4 Min lang überzeugen, ob denn damit
wirklich keine unliebsame Falle verbunden ist.} 17. Bxa5 {Der Springer darf ja
nicht weichen. Und nach} Qd7 {sitzt das Ross in der Falle.} 18. O-O {Weil ...
bxc4?, Dxb8+ noch nicht droht, findet Weiss Zeit für die Rochade.} (18. Nxe5 {
Ein von den Engines bevorzugter Rettungsversuch, der nicht fruchtet nach} fxe5
19. Qc3 Qd6 20. b4 c4 $17) 18... O-O {Auch Schwarz nutzt die Gelegenheit zur
Rochade. In Frage kam ebenfalls 18...Sg6, doch ziehe ich die Entwicklung vor.
Nun ist der Tb8 gedeckt, so dass ...bxc4 droht.} 19. Rfd1 (19. Nxe5 fxe5 20.
Qc3 bxa4 21. Qxe5 Ng6 22. Qc3 Nf4 $19 {ist ebenfalls hoffnungslos}) 19... bxc4
20. dxc4 {Seit 16...b5 hatte ich schnell gespielt. Nun musste ich mich
zusammennehmen, um nicht sofort auf b3 zuzuschlagen. Nach knapp 6 Min fand ich
eine überzeugende Abwicklung, mit der mein klarer Vorteil gar noch ausgebaut
werden kann.} Qa7 $1 {Greift den La5 an, so dass die ebenfalls angegriffene
Dame auf b3 keine Wahl hat.} (20... Rxb3 21. Rxd7 Bxd7 22. cxb3 Rb8 {schien
mir nicht so klar nach} 23. Bc7 Rxb3 24. a5) 21. Qc3 Ra8 {Der Läufer a5 hat
keine Züge, deshalb ist die Antwort erzwungen.} 22. b4 cxb4 23. Bxb4 c5 {
Drängt der Läufer nach a3.} 24. Ba3 Nc6 {Nun bekommt der Springer auf d4 ein
super starkes Feld. Irgendwie hatte ich lange gebraucht, um diese an sich
nicht schwere Abwicklung zu sehen. Schwarz gewinnt nicht direkt etwas, hat
aber seine Stellung massgeblich verbessert: starkes Feld für den Springer,
schwache weisse Bauern auf a4 und c4, seiner Doppelbauern wegen hat Weiss für
die Figur nur einen Bauern, was materiell zu wenig ist.} 25. Rab1 {Gemäss den
Engines ist das ein Fehler, obwohl auch die bessere Alternative 25.f3 Sd4 den
Weissen auch nicht mehr zu retten vermag.} Nd4 {Es droht die tödliche Gabel
Se2+ mit Damengewinn.} 26. Qd3 Qxa4 {Weshalb soll man - bei beschränkter
Bedenkzeit - diesen Bauern nicht nehmen, den Läufer a3 und den Bauern c4
angreifen.} (26... Rfd8 {war gar noch stärker}) 27. Bxc5 Bxc4 {Der schwarze
Materialvorteil hat sich vergrössert und zudem hängt noch der weisse Bauer
c2.} 28. Qe3 (28. Qd2 Rfd8 $19) 28... Nxc2 (28... Ne2+ 29. Kh1 Rfd8 {war den
Engines gemäss wiederum noch stärker, aber meine Wahl ändert nichts an der
Bewertung von -+}) 29. Qd2 Rfb8 30. f3 (30. Rbc1 Bb3 $19) 30... Rxb1 {Dass 30..
.Lb3 noch stärker ist, habe ich nicht bemerkt.} 31. Rxb1 Bb3 32. Qc3 Be6 33.
Rb7 (33. Rc1 Nd4 34. Bxd4 exd4 $19 {ist keine erstrebenswerte Option für Weiss
}) 33... Qa1+ {Gerne benütze ich die Gelegenheit, die Damen zu tauschen.
Deutlich stärkere Alternativen wie 33...Sd4 oder 33...Tc8 habe ich gar nicht
angeschaut.} 34. Qxa1 Rxa1+ 35. Kf2 Ra2 {Eine peinliche Fesslung} 36. Rb8+ Kf7
37. Rb7+ Kg6 38. Ra7 {Noch am besten.} Rxa7 39. Bxa7 Bc4 {Zuerst wollte ich
hier die Partie abbrechen, bemerkte jedoch, dass es gar nicht so einfach sein
dürfte, die Mehrfigur bei der noch beschränkt zur Verfügung stehenden Zeit
gewinnbringend umzusetzen. Man muss den Gegner in Zugzwang bringen. Wenn der
König via f7 über das Zentrum in die weisse Stellung eindringen will, stehen
meine schwarzfeldrigen Bauern dumm und für den weissen Läufer angreifbar.
Ein anderer Plan besteht darin, meinen Läufer gegen zwei feindlich Bauern zu
opfern und das Endspiel so zu gewinnen. Hingegen würde das Opfer meines
Springers gegen zwei Bauern nicht zwingend gewinnen, da die Remisgefahr bei
ungleichfarbigen Läufern sehr gross ist. Also einfach irgendwie spielen und
schauen, wie man Fortschritte machen kann, war meine Devise.} 40. Bc5 Kf7 41.
Bd6 h5 {Ohne die Hilfe von Bauern wird es nicht gehen.} 42. Bc5 g5 43. Ba7 Nd4
44. Ke3 {Jeder Tausch des Läufers gegen meinen Springer ist natürlich
absolut verboten.} Ne6 45. Bb6 {Weiss unterlässt es tunlichst, seine
Bauernstellung zu schwächen.} g4 {Für meine letzten drei Züge hatte ich
viel Zeit verbraucht, bis ich zur Überzeugung gelangte, dass es ohne diesen
Vorstoss für Schwarz nicht recht weitergeht. Schlägt Weiss einmal auf g4, so
wird der Bauer e4 tödlich schwach, wartet er jedoch ab, kann ich selber gxf3
spielen und der Bauer f3 ist sehr schwach und angreifbar.} 46. Ba5 Kg6 47. Bc3
gxf3 48. gxf3 Nf4 49. h4 {Ich traute meinen Augen nicht und fiel wieder ins
Grübeln. Und aus nicht nachvollziehbaren Gründen verzichtete ich auf 49...
Sg2 -+. Irgendwo muss ich einen Rechenfehler begangen haben.} Kf7 $6 {Ich sehe
Gespenster.} (49... Ng2+ 50. Kf2 Nxh4 51. Bb4 {und der Springer ist
vorübergehend ausser Spiel} ({Aber nicht} 51. Kg3 Be2 52. Kxh4 Bxf3 $19) 51...
Kf7 {käme aber sofort wieder zur Aktivität} 52. Bd2 Ng6 $19) 50. Kf2 Ke6 51.
Bd2 Bb3 {Hält sich die Option offen, nach d1 zu gehen.} 52. Kg3 Ng6 {Bindet
den gegnerischen König an die Deckung des Bauern h4.} 53. Be3 Bd1 54. Bd2 {
Die Situation wird langsam brenzlig, denn auf meiner Schachuhr verblieben nur
noch 8 Min und für den folgenden Zug verbrauchte ich 4 Min, so dass mir noch
läppische 4 Min verbleiben, um die Partie zu entscheiden.} f5 $1 {Die
investierten 4 Min haben sich gelohnt, denn endlich sah ich, dass Weiss mit
diesem Vorstoss in Zugzwang gerät und zwingend wird verlieren müssen.} 55.
Bg5 (55. exf5+ Kxf5 56. Bb4 Nf4 57. Bc5 Ne2+ 58. Kf2 Nd4 $19 {und der Bauer f3
fällt auch noch}) 55... f4+ {à tempo: legt die Schwäche f3 definitiv fest
und nimmt dem weissen König den Raum.} 56. Kf2 Ne7 {Der will via c6 nach d4
und aus, deshalb} 57. Bxe7 Kxe7 {Nun ist es mir wieder möglich, meine Züge
im Blitztempo auszuführen, denn zu studieren gibt es hier nichts mehr.} 58.
Kg2 Kd6 59. Kf2 Kc5 60. Kg2 Kd4 61. Kf2 Kd3 62. Kg2 Ke3 63. Kf1 Kxf3 0-1
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