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Alt 19.06.2017, 15:13
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AW: Match 120'/40 Mach III - Mephisto Explorer Pro

Partie 8, B15: Caro-Kann (Flohr-Variante): Eine schwerblütige Partie, die nach der Eröffnung dank weisser Unterstützung gleich steht. Aber bald einmal übernimmt das Mephisto Gerät das Kommando und beunruhigt den weissen am Damenflügel rochierten König. Und nachdem Weiss einen wichtigen Verteidigungszug auslässt, kippt die Partie klar zugunsten von Schwarz, der mit starken Zügen den Gegner im Griff hält. Es gelingt dem Mephisto Explorer Pro jedoch nicht, die gewonnene Partie im Mittelspiel zu entscheiden. So kommt es doch noch zum Endspiel mit S+Bauern, das Schwarz dank seines Mehrbauern zum Sieg führen kann. Deshalb steht das Match nun 6:2 (+5 -1 =2) für den Mephisto Explorer Pro von Frans Morsch, eine doch gewaltige Überraschung.


[Event "120'/40+60'/20+30'"]
[Site "Zürich"]
[Date "2017.06.06"]
[Round "8"]
[White "Excel 68000 Mach III"]
[Black "Mephisto Explorer Pro"]
[Result "0-1"]
[WhiteElo "2030"]
[BlackElo "2024"]
[ECO "B15"]
[EventDate "2017.??.??"]
[Annotator "Utzinger, Kurt"]
[PlyCount "127"]

1.e4 c6
{Partie 8, B15: Caro-Kann (Flohr-Variante): Eine schwerblütige Partie, die nach der Eröffnung dank weisser Unterstützung gleich steht. Aber bald einmal übernimmt das Mephisto Gerät das Kommando und beunruhigt den weissen am Damenflügel rochierten König. Und nachdem Weiss einen wichtigen Verteidigungszug auslässt, kippt die Partie klar zugunsten von Schwarz, der mit starken Zügen den Gegner im Griff hält. Es gelingt dem Mephisto Explorer Pro jedoch nicht, die gewonnene Partie im Mittelspiel zu entscheiden. So kommt es doch noch zum Endspiel mit S+Bauern, das Schwarz dank seines Mehrbauern zum Sieg führen kann. Deshalb steht das Match nun 6:2 (+5 -1 =2) für den Mephisto Explorer Pro von Frans Morsch, eine doch gewaltige Überraschung.}
2.d4 d5 3.Nc3 dxe4 4.Nxe4 Nf6
{Im Buch "Caro-Kann" von Rolf Schwarz aus dem Jahre 1965 heisst es dazu: "Ein umstrittenes System. Die Theorie argumentiert. Weiss nimmt auf f6 und folgert: 1.) Schlägt Schwarz nun mit dem e-Bauern zurück, so bekommt Weiss die gefährliche Bauernmajorität am Damenflügel. Wir erinnern uns hier an die Spanische Abtauschvariante, zu der aber ein grundlegender Unterschied besteht: Schwarz hat dort als Äquivalent das Läuferpaar. 2.) Nimmt Schwarz mit dem g-Bauern, so ist der schwarze Bauernblock im Zentrum unbeweglich. Immerhin gibt die Theorie dieser Variante bessere Lebenschancen als dem Schlagen mit exf6. Wir möchten nur ganz en passent erwähnen, dass theoretische Urteile und praktische Ergebnisse nicht ganz übereinstimmen, was der Schachfreund aber bei Studium der folgenden Varianten selbst bemerken wird." Weitere Kommentare dazu sind ebenfalls interessant. Zu 5.Sxf6 exf6 meint Ludwig Pachmann: "Nun kann sich Schwarz schnell entwickeln. Ein Nachteil seiner Stellung aber ist die Entwertung seiner Königsflügelbauern. Kommt es bei einer derartigen Bauernkonstellation zum Endspiel, so ist dieses sehr günstig für Weiss. Und Ex-Weltmeister Dr. Max Euwe meint zu 5.Sxf6 exf6: "Dieses Wiederschlagen ... schwächt die Bauernstellung in sehr ernsthafter Weise, denn ein reines Bauernendspiel wäre verloren für Schwarz. Es bietet auf der anderen Seite dynamische Vorteile: Schnelle Entwicklung, sichere Rochadestellung, Druck auf die Mittellinien. Es ist deshalb nicht immer so, dass die bessere Bauernstellung des Anziehenden zu ihrem Recht kommen muss. Es besteht nur die Aussicht darauf." Man kann zu dem System mit 4...Sf6 stehen, wie man will, Tatsache ist, dass gemäss den oftmals täuschenden Statistiken -- weil darin auch viele fehlerhafte Partien enthalten sind, die dem eigentlichen Verlauf der Partien nicht gerecht werden -- nicht viel gegen die praktische Anwendung dieses Systems spricht. So sehen nach 5.Sxf6 die Gewinnquoten aus weisser Sicht wie folgt aus: 54,5% CB Opening Tree 2016 mit 11504 Partien, 58% im CB Live Book mit nur 2450 Partien, 55% in der CB Online Datenbank mit 14007 Partien. Und auch die Unterschiede zwischen 5...exf6 und 5...gxf6 sind statisch wenig relevant. Es ist also weitgehend Geschmacksache, welches Abspiel man als Schwarzer wählen will.}
5.Nxf6+ exf6
{Ende Buch}
6.Bc4
{Ende Buch}
6...Be6
{?! Statistisch gesehen ist dies jedoch eine schlechte Wahl mit einer weissen Gewinnquote bis über 70%. So gesehen gibt es also bessere Alternativen wie}
( {a)} 6...Bd6 )
( {b)} 6...Qe7+ )
7.Qe2 Qe7 8.Bb3 Nd7
( 8...a5 9.Bxe6 Qxe6 10.Nf3 Bd6 11.c3 O-O 12.Qxe6 fxe6 13.O-O a4 14.Bd2 Nd7 {1/2-1/2 (14) Stojanovic,D (2499)-Miladinovic,I (2556) Kragujevac 2015} )
9.Be3
{Der natürlichere Entwicklungsuig 9.Lf4 gefällt mir besser.}
9...O-O-O $146
( {Vorgänger:} 9...g6 10.c4 Nb6 11.O-O-O Rd8 12.Nf3 Bg7 13.Kb1 O-O 14.h3 Qb4 15.Rc1 Rfe8 16.Rhe1 {1-0 (48) Solomunovic,I (2330) -Kraenzle,H Badenweiler 1994} )
10.d5
{Damit vergibt Weiss seinen leichten Eröffnungsvorteil.}
( 10.Nf3 {und +=} )
10...Bxd5
{Die Stellung ist ausgeglichen.}
11.Bxd5 cxd5 12.O-O-O Qe4
( {Nach} 12...Nc5 {hätte Weiss seinen Aufbau mit Minusbauer noch beweisen müssen.} )
13.Bxa7
{?! Keine optimale Wahl, aus der Sicht der damaligen Computerprogramme aber verständlich, dass man den Bauern wieder haben will. Das ist jedoch eine Illusion nach}
13...Qa4
{... was wieder einen Bauern abholt.}
( 13...Qxg2 14.Nf3 Bc5 {ist unklar} )
14.Qe3
( 14.Be3 Qxa2 15.Qb5 Bd6 16.Ne2 {und etwa =} )
14...Qxa2 $15 15.Qc3+ Qc4
{Man kann es drehen wie man will, Weiss bleibt bei ungenügender Kompensation auf einem Minusbauer sitzen.}
16.Qh3
{?! Verzögert die Entwicklung, um dem Damentausch auszuweichen.}
( 16.Ne2 {und =+} )
16...Bd6 17.Be3
{? Nach dieser erneuten Ungenauigkeit -- statt 17.Ld4 -- steht Schwarz deutlich besser.}
( 17.Bd4 $17 )
17...Qa2
( 17...Kc7 {um die a-Linie für den Turm freizumachen ist wesentlich stärker und angesichts des Angriffs auf dieser offenen Linie gegen den weissen König käme der Mach III in eine äusserst unangenehme Lage. Allerdings ist Weiss auch nach dem Textzug nicht auf Rosen gebettet.} 18.b3 Qa6 )
18.c3
{Die Abwehr der Drohung ...Da1+, Kd2 Dxb2 und Schwarz hätte bereits 2 Mehrbauern.}
18...Rde8 $2
{Wirft jeglichen Vorteil weg. Für die alten Compies ist die starke Fortsetzung 18...g6! aber bedeutend zu tief.}
( 18...g6 {! -/+ um der weissen Dame das Feld f5 zu nehmen sieht gut aus und scheint den schwarzen Vorteil zu festigen nach beispielsweise} 19.Ne2 Kc7 20.Qf3 Ra8 21.Bf4
( 21.Qxd5 {? wäre ein Flop, denn nach} 21...Qxd5 22.Rxd5 Ra1+ 23.Kc2 Rxh1 {gewinnt Schwarz mit seinem Mehrturm} )
( 21.Rxd5 {? verliert ebenso nach} 21...Qb3 22.Kb1 Ra2 23.Bc1 Rha8 {und Weiss wird Matt gesetzt.} )
21...Ne5 {droht Sc4 -+} 22.Bxe5 fxe5
( 22...Bxe5 )
23.Qxf7+ Kc6 24.f4 Rhf8 25.Qxh7 Qc4 26.Rhe1 Rxf4 {-/+ bis -+ usw.} )
19.Qg4 $2
{Und ist der Mach III ausserstande, die beste Fortsetzung mit 19.Df5! zu finden, die ihm praktisch den Ausgleich gesichert hätte.}
( 19.Qf5 {!} 19...Be5 20.Qb1 Qc4 21.Qd3 {und =} )
19...g6
{! Damit behält Schwarz klar die Oberhand.}
20.Ne2 Re4
{! Bärenstark gespielt, wenn auch dieser Turmzug logisch daherkommt.}
21.Qh3 h5
{Bedeutend effektvoller ist 21...f5! -+}
( 21...f5 {-+ und Schwarz hat Gewinnstellung} 22.Kc2 Ne5 {mit starkem Angriff, der im günstigsten Fall für Weiss zu einem verlorenen Endspiel führt.} )
22.Rhe1
( 22.Kc2 $17 {ist hartnäckiger für Schwarz} )
22...Rhe8
{Verstärkt die Stellung und es steht nun klar -+}
23.g3 $2
{? Viel schlechtere Alternativen gab es hier nicht. Doch am Endresultat ändern auch andere Züge nichts. Nach dem Textzug führen bereits mehrere Wege nach Rom.}
23...Bc5 24.Nf4
( 24.Bxc5 Qa1+ 25.Kc2 Rxe2+ 26.Rxe2 Rxe2+ 27.Rd2 Qa4+ 28.b3 Qa2+ 29.Kc1 Qxd2+ 30.Kb1 Qb2# )
24...Qa1+
( {Schwach ist} 24...Rxe3 25.fxe3 Ba3 26.bxa3 $11 )
25.Kc2 Qa4+ 26.Kc1
( 26.Kb1 Bxe3 27.fxe3 Rxe3 {-+ mit Gewinnstellung} )
26...d4
{! -+ Das Mephisto Gerät zeigt sich in Hochform.}
27.Nd3
( 27.cxd4 {genügt ebenso wenig} 27...Bxd4 28.Kb1 f5 29.Rxd4 Rxd4 30.Rc1+ Rc4 {und -+} )
27...Bb6
( 27...dxc3 {ist riesenstark und lag auf der Hand; erstaunlich, dass Schwarz dies nicht bemerkt, aber offenbar hat die selektive Suche von Mephisto Explorer Pro daran vorbeigerechnet.} 28.Qxd7+ Qxd7 29.Nxc5 Qb5 30.bxc3 Rc4 )
28.cxd4 Bxd4
( {Noch besser} 28...Qa2 $19 29.Kc2 Ba5 30.Nc5 R4e6 31.Nxe6 Rxe6 32.d5 Re4 )
29.Bxd4 $17
{zielt auf Sc5 ab.}
29...Re2
{Mit Mattdrohung ...Dc2}
30.Rxe2 Rxe2
{Wiederum mit der Drohung ...Dc2 Matt.}
31.Rd2 Rxd2 32.Kxd2 Qxd4
{Aufgrund seiner letzten nur zweit- oder drittklassigen Züge hat sich der schwarze Vorteil massgeblich reduziert und ein Remis würde niemanden wundern.}
33.Qh4
{? Damentausch ist hier wahrlich nicht angebracht.}
( 33.Kc2 )
33...Qxh4 34.gxh4
{Das Bauernendspiel wäre für Schwarz gewonnen. Sind nun beidseits noch je ein Springer vorhanden, besagt die allgemeine Regel, dass auch das Springerendspiel zum selben Resultat führen sollte. Lassen wir uns überraschen, ob das auch im vorliegenden Fall zutrifft.}
34...Kc7 35.f4 Kd6 36.Ke3 Kd5
{Schwarz hat richtigerweise -- wie im Bauernendspiel -- seinen König zentralisiert und dem Gegner drohen die Züge auszugehen, um weiteren Bauernverlust zu vermeiden.}
37.f5
( {Die Alternative} 37.Ne1 Nc5 38.f5 g5 39.Nc2 Ke5 40.Nd4 g4 41.Ne2 Kxf5 {verspricht auch keine Rettung.} )
37...Ne5 38.Nf4+ Kc4 39.Ke4 b5 40.h3 b4 41.fxg6 fxg6 42.Nd5 Nd7
{Droht Sc5+, wonach der weisse König weichen muss und der Sd5 hängt.}
43.Ne7 Nf8
( 43...Kb3 {und -+} )
44.Nd5 Kb3 45.Kd4 Ne6+ 46.Ke4 Nc5+ 47.Ke3 f5
{Schwarz macht alles richtig.}
48.Kd2 Nd7
( 48...Na4 {ist exakter} )
49.Ke3
( 49.Kc1 Ne5 50.Nf4 Kc4 51.Kc2 Kd4 52.b3 Ke4 53.Ne6 f4 {und -+} )
49...Ne5 50.Kf4 Nd3+ 51.Kg5 Kxb2 52.Kxg6 b3 53.Kxf5 Ka1 54.Kg5 b2 55.Nc3
{Nur auf den ersten Blick sieht es so aus, als ob sich Weiss doch noch retten könnte.}
55...Nb4
( {Nach} 55...b1=Q {?? würde Weiss gar noch gewinnen} 56.Nxb1 Kxb1 57.Kxh5 Nf4+ 58.Kg4 Ng6 59.h5 Nf8 60.Kf5 Kc2 61.Kf6 Kd3 62.Kf7 Nd7 63.h6 Ne5+ 64.Kg7 {und +-} )
56.Kxh5 Na2
{! Der Gewinnzug, da der weisse Springer das Umwandlungsfeld aufgeben muss.}
57.Nxa2 b1=Q 58.Nc3 Qf5+ 59.Kh6 Qxh3 60.h5
{Schwarz setzt Matt.}
60...Qxc3 61.Kg6 Qg3+ 62.Kf5 Qh4 63.h6 Qxh6 64.Ke5
{Weiss gibt auf}
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