
Zitat von
Mythbuster
@Wolfgang: Ja, in der Umbruchzeit waren die PCs den Schachcomputern schnell überlegen ... aber auch hier gilt wieder, was ich schon geschrieben habe. Du selbst schreibst, ein 486/33 macht einem 68.020/ 14 MHz Schachcomputer das Leben schwer ... nun, wenn man davon ausgeht, daß beide Programmierer die Hardware optimal ausgenutzt haben und hardwarenah compiliert wurde, dann ist ein 486/33 ca. 20x schneller als ein 68.020/14 ... wenn man von der alten Regel ausgeht, daß eine Verdopplung der Leistung ca. 50 Elo bringt, sollte Faktor 20 bis zu 225 Elo bringen ... wen wundert es dann, daß ein "dummer Fritz" plötzlich zur taktischen Bombe wird?
Man darf dabei aber auch nicht vergessen dass hier Äpfel mit Birnen verglichen werden. Zwischen dem Erscheinen des 68020 und des 486ers liegen läppische 8 Jahre. Da verwundert es nicht wenn der 486er - rein rechnerisch - leistungsfähiger ist. Allerdings war er das in der praktischen Anwendung nie wirklich. Ein 68020 war in der Regel einem 486er weit überlegen. (Frag mal einen Mac-User der damaligen Zeit). Dies lag vor allem daran, dass die wenigsten Programme die 32bit-Architektur wirklich ausnutzten (und viele günstige SX-Varianten nur einen 16bit Datenbus und einen 24bit-Adressbus hatten). Auch das Betriebssystem konnte die 32bit-Architektur nicht ausnutzen. Erst mit Windows 95 änderte sich das ansatzweise. Da hatte Motorola aber bereits den 68040 auf dem Markt.
Der 486er ist eine 32bit Architektur. Die meisten Schachprogramme der damaligen Zeit waren auf MS-DOS-Basis geschrieben, einem Betriebssystem, welches die Vorteile der 32bit-Architektur noch gar nicht zu schätzen wusste. Zudem mussten viele auch mit einem 386er zurechtkommen, welcher zwar auch ein 32bit-Rechner war, aber leider von kaum einer Software sinnvoll unterstützt wurde. Wie auch? Sinnigerweise kam mit Windows 95 das erste Betriebssystem für eine 32bit-Architektur erst 1995 heraus. 6 Jahre nach Veröffentlichung des 486ers (1989). Erst dann war es möglich die 32bit-Architektur richtig auszunutzen. MS-DOS hingegen konnte die 32bit-Architektur gar nicht wirklich nutzen. Eine hardwarenahe Programmierung war aufgrund der Beschränkung der Betriebssysteme also erst viel später möglich.
In Bezug auf die Schachcomputer wurde - sicherlich auch aus Preisgründen - erst sehr spät der 030er bzw. 040er entdeckt und die Schachcomputer bauten - als die 486er-PCs aufkamen - noch auf 8 Jahre alter Hardware auf. Auch waren die Schachprogramme nicht hardwarenah programmiert sondern es lief lediglich ein 68000er Programm auf einem schnelleren Prozessor ohne die Vorteile der 32bit-Architektur auszunutzen (der 68000er war ja noch ein 16bit-Rechner, auch wenn er intern teilweise schon auf eine 32bit-Architektur vorbereitet war). Das alles darf man bei der Geschichte nicht vergessen.
Gerade in Bezug auf die damals gängigen PC-Programme wie Rebel, MChess, etc. die alle auf MS-DOS-Basis arbeiteten, kann man die theoretische MIPS-Rechnung in die Tonne treten. Die Programme konnten die 32bit-Architektur meistens nicht nutzen, erreichten somit also auch nicht die Geschwindigkeit die theoretisch möglich gewesen wäre.