So, eine Woche ist wieder rum....was hat sich denn mittlerweile getan????
[Event "Themamatch GWG (24 h / Zug)"]
[Site "?"]
[Date "2010.08.14"]
[Round "1"]
[White "Gerät A"]
[Black "Gerät B"]
[Result "1/2-1/2"]
[ECO "A45"]
[Annotator "BlackPawn"]
[PlyCount "26"]
1. d4 Nf6 2. g4 {Ende der Zugvorgabe! Nicht im Buch von Gerät A und B.} Nxg4 {
nach 72 h Bedenkzeit !} 3. Nc3 e5 4. Nf3 exd4 5. Qxd4 d6 6. Bg5 f6 7. Bd2 Nc6
8. Qa4 {Gerät A antwortet sofort, trotz Analysemodus!} Bd7 {
Gerät A hat 8....Le6 erwartet} 9. Bg2 f5 10. O-O Nge5 11. Nxe5 {
Gerät A hat diesen Zug erwartet und zieht wieder sofort!} dxe5 12. Qb5 {
Gerät A zieht wieder sofort, hat den Zug erwartet!} e4 13. Bf4 {
Gerät A zieht wieder sofort!} Rb8 1/2-1/2
Und Kommentator, was meinst Du dazu....???
10. 0-0 {Dieser Zug ist nicht so wirklich nachvollziehbar und zeigt ein weiteres Mal dass Weiss die Stellung nicht versteht. Das Opfer dieses Gambitthemas gründet darauf, die g-Linie für den Angriff zu nutzen (z.B. mit Tg1). Eine kurze Rochade genau in diese offene Linie verdirbt einerseits den Plan über die g-Linie anzugreifen und stellt des weiteren den König ungeschützt in diese offene Linie. Eine bessere Idee wäre z.B. 10. h3 gewesen, wie bereits gesagt wurde wodurch der Sg4 vertrieben wird und die g-Linie für den Turm offen ist. Ein anderer Plan wäre z.B. 10. Db3 gewesen, z.B. 10. ...Le7 11. Sd5 (nicht Dxb7 wegen 11. ...Tb8 12. Da6 Sb4 nebst 13. ...Sxc2) was dem weissen einige Möglichkeiten bietet. Weiss hätte daher besser daran getan die Rochade noch zurückzustellen. Nach der Rochade sind die weissen Angriffschancen passe.}
10 ...Nge5 11. Nxe5 {
Gerät A hat diesen Zug erwartet und zieht wieder sofort!}
Interessant dass hier beide Geräte (Gerät A in seiner Erwartungshaltung und Gerät B in seiner Berechnung) den Zug Sge5 bevorzugen. Keine der von mir befragten Analyseengines (Rybka, Genius 7 und Zarkov) zieht diesen Zug auch nur eine Sekunde lang in Erwägung. Der Sinn ist natürlich klar. Nach dem Springertausch will Schwarz mit der Dame auf der g-Linie Ärger machen in die der weisse König so wagemutig hineinrochiert ist. Andererseits scheint aber Gerät A in diesem Plan wohl keine Gefahr für sich zu sehen (sonst hätte er erst gar nicht rochiert). Und Gerät A hat damit sogar recht. Schwarz ist im Moment gar nicht in der Position angreifen zu können. Die Dame auf der g-Linie allein würde nicht ausreichen und Schwarz hat keine Chance rechtzeitig genug Kriegsmaterial gegen den Königsflügel zu mobilisieren zumal Weiss viel bessere Angriffspositionen hat. Besser wäre es gewesen nun mit 10. ...Le7 die Entwicklung der Leichtfiguren abzuschließen. Bleibt die Frage ob es für Weiss sinnvoll ist den Springer nun zu tauschen. Und da muss man sagen: "Klares No, Sir". Im Angriffssinne tut dieser Zug nichts und tauscht nur eine potentielle Angriffsfigur ab. Nach dem Tausch ist zwar das Wiedernehmen mit dem Springer nicht so gut, weil man damit die Dame geradezu auf das Angriffsfeld b3 zwingt aber das Wiedernehmen mit dem Bauern sieht sehr gut aus. Einerseits wird die Diagonale a3-f8 für den schwarzen Läufer frei, andererseits droht schwarz mit e4 den weissen Fianchettoläufer zu entwerten. Eine Alternative für Weiss wäre gegeben durch 11. Sd5. Schlägt nun Schwarz auf f3 so hat er keine rechten Vorteile davon. Setzt er auf Entwicklung so kann sich Weiss erstmal in aller Ruhe formieren (z.B. 11. ...Le7 12. Db3 Tb8 13. Tfe1 +=)
11. ...dxe5 12. Db5
Völlig korrekt hat Schwarz mit dem Bauern zurückgenommen und auch hier kam die Weisse Antwort sofort. Um die Angriffschancen des Weissen ist es nicht gut bestellt und Db5 ist noch mit einer der besten möglichen Züge. Einerseits wird Druck auf b7 ausgeübt (auch wenn ein Schlagen dort zum derzeitigen Zeitpunkt Harakiri wäre) andererseits droht der Gewinn zweier Bauern (Drohung 13. Lxc6 Lxc6 14. Dxe5+ und je nachdem wie Schwarz dem Schach begegnet fällt entweder f5 oder g7). Nun dürfte es zwangsläufig zu dem vorhergenannten Zug 12. ...e4 kommen, was den Fianchettoläufer erstmal einsperrt und den direkten weissen Drohungen gut begegnet. Weiss sollte darauf mit 13. Lf4 nebst 14. Tfd1 fortfahren.
12. ...e4 13. Lf4 {Gerät A zieht wieder sofort!}
Es sieht so aus, als hätten die beiden Geräte meine Überlegungen geteilt . Insgesamt sieht die Stellung immer noch geringfügig vorteilhafter für Weiss aus, wenngleich die Angriffschancen nicht sehr groß sind. Ein möglicher Plan von Weiss könnte 14. Tad1 oder 14. Tfd1 sein um Druck auf der d-Linie auszuüben. Es gibt nun für Schwarz meiner Meinung nach 2 mögliche Hauptfortsetzungen: a) 13. ...Le7 oder b) 13. ...Dc8
a) 13. ...Le7?! ist ein sehr zurückhaltender Entwicklungszug, der die schwarze Rochade vorbereitet. Die Folge könnte sein 14. Tad1 Dc8 15. Db3
b) 13. ...Dc8 vorsorglich gegen Td1 gerichtet und dürfte die beste Fortsetzung in dieser Stellung sein, auch wenn es sehr zurückhaltend aussieht. Hier könnte Weiss mit Tad1 nebst Sd5 erwiedern. Ein anderer Plan wäre 14. f3 um die e-Linie zu öffnen was doch einige Chancen gegen den in der Mitte stehenden schwarzen König eröffnen würde.
13. ...Tb8
Die Frage ist nun schon, was der Turm da will, zumal der Turm nach z.B. Sd5 erneut ziehen müsste und auf diesem Feld keine Funktion erfüllt, es sei denn, die b-Linie würde sich auf irgendeine Art magisch von selber öffnen. Zugegeben, der Schwarze mag Angst vor dem Einschlag auf b7 gehabt haben. Aber mit 13. ...Dc8 wäre sowohl 14. Td1 keine Drohung mehr und der Bauer b7 wäre ebenfalls gedeckt. Weiss hat nun 2 Optionen. Einerseits könnte er die d-Linie besetzen und hierüber Druck ausüben. Andererseits wäre es eventuell von Vorteil die lange Diagonale h1-a8 wieder freizuschaufeln, was allerdings Schwarz erlaubt wieder zu Atem zu kommen und deshalb wohl verfrüht wäre.
a) 14. Tfd1 Le7 15. Dc4 (räumt b5 für den Springer) Tf8 16. Sb5 += oder
b) 14. f3 a6! 15. Dd5 Sb4 16. Db3 Lc5+ 17. Kh1 e3! =
Auf jeden Fall sieht es so aus, als wären die weissen Angriffschancen nun wieder gestiegen.