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Alt 18.01.2009, 18:25
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AW: Spielstärke bei Schachcomputerprogrammen

 Zitat von Escito
Hi,
ich habe eine Frage zu der Spielstärke von Schachcomputerprogrammen!
Wenn diese mit einem ELO-Wert von 2200 wie beim London Programm für einen 68020 angegeben ist, heißt dies, dass das London Programm auf allen Spielstufen (Normal, Turnier, Handicap usw.) und in allen Stufen (von 0 bis 9) mit diesem ELO-Wert spielt?
Wie werden dann die unterschiedlichen Spielstärken von Anfänger zu Normal und zu den anderen Spielstufen „erzeugt“ oder „realisiert“?
Würde mich freuen wenn ihr mir eure Erfahrungen und/oder Erkenntnisse mitteilt!

Danke und einen schönen Sonntag noch,
Gruß Boris
Anders als Tom sehe ich die Spielstärke eines Schachcomputers (auch die eines Menschen) nicht als feste Größe. Solange gleiche Bedingungen für beide Seiten herrschen, wird jeder Spieler und auch jedes Programm innerhalb einer gewissen "Bandbreite" eine relativ gleiche Leistung erbringen. "Relativ" heißt, dass z.B. bei Blitzpartien schwächere Züge ausgespielt werden als etwa in Turnierpartien, dies aber für beide Seiten gilt und daher das Verhältnis mehr oder weniger gleich bleibt. Dies ist aber kein festes Verhältnis, denn es gibt gute Turnierspieler, die grottenschlecht Blitzen und es gibt mittelmäßige Spieler, die dahingegen sehr gut Blitzen. Es kommt daher immer wieder zu gewissen Verschiebungen.

Grob ausgedrückt kann man sagen, wenn zwei unterschiedliche Programme die im Turnierschach eine gleiche Elozahl haben und sich untereinander "nichts tun", dann bleibt dieses Verhältnis mit einiger Wahrscheinlichkeit auch beim Blitzen . Aber dies ist keineswegs sicher - es kann sogar zu krassen Unterschieden kommen...

Um deiner Ausgangsfrage etwas gerechter zu werden möchte ich behaupten: Ja, wenn die Bedingungen für beide Seiten gleich sind, erspielen die Geräte gleich unter welchen Einstellungen -zumindest recht häufig- die gleiche Leistung. Aber Vorsicht! Ein Mensch spielt -abgesehen von der Tagesform vielleicht- immer mit seiner vollen Leistung (relativ zur Bedenkzeit). Eine "Handicap-Stufe" kennen wir nicht, außer Figurenvorgabe oder Bedenkzeithandicap. Unter gleichen Bedingungen aber ist uns das naturgemäß nicht möglich, es sei denn wir würden -gänzlich entgegen dem Ziel des Spieles- freiwillig schlechte Züge machen. Hier ist also kein Vergleich möglich mit den Schachcomputern. Auch behandeln Schachcomputer die Handicap-Stufen unterschiedlich. Ich kann nur davon abraten, hier irgendwelche Vergleiche anstreben zu wollen.

Was die "Erzeugung" verschiedener Spielstärken angeht, so liegt das doch auf der Hand: Sie werden über die Bedenkzeit geregelt und begrenzt, teilweise auch über die Suchtiefe. Wie schon gesagt, macht das bei Computern nicht unbedingt einen Unterschied, wenn beide Seiten die gleichen Bedingungen haben. Gegen einen Menschen aber, der nach Möglichkeit immer "volle Pulle" läuft und gewinnen will, macht sich das sehr wohl bemerkbar. Es macht hier tatsächlich einen Unterschied, weil Elozahlen eben "relativ" sind und wenn der Mensch auf Hochtouren läuft, der Computer aber gedrosselt ist, dann sinkt die Eloleistung der Gerätes relativ zu der des Menschen eben ab. Gleiches gilt für Computer untereinander, wenn der eine "gedrosselt" wird, der andere aber nicht (gleiche Spielstärke unter normalen Bedingungen vorausgesetzt).

Das auf unterschiedlichen Spielstufen Unterschiede vorhanden sein können (aber nicht müssen), zeigt ein Vergleich der Geräte in unseren beiden Listen. Hierbei gilt aber zu beachten, dass die Turnierliste wesentlich weniger Partien und Geräte enthält, als die Aktivliste. Ein direkter Vergleich wäre also auch hier absurd.

Übrigens: Bei der gewaltigen Anzahl aller möglichen Partieverläufe (die auch durch das sture Verhalten der Computer nicht wirklich nenneswert geringer wird) könnten die Geräte in beiden Listen auch bei 1.000.000 Partien/Gerät immer noch voneinander verschiedene Ergebnisse erzeugen. Man darf diese "Elozahlen" bei Computern nicht ganz so ernst nehmen, auch nicht bei den PCs.

Gruß, Willi
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