AW: Mephisto Polgar sel.5 - Fidelity Excel Mach III
Liebe Schachfreunde
Vorerst wünsche ich allen schöne Festtage. Und wer sich für die Russische Verteidigung interessiert, für den mögen meine Ausführungen in dieser Partie interessant und/oder nützlich sein. Für ganz Eifrige, die das alles am Brett ohne Computer nachspielen/studieren wollen, steht eine PDF zum Download bereit.
Viele Grüsse
Kurt
Match 120'/40 | Bediener: Rolf Bühler | 15. Partie: Weiss (Mach III) gewinnt | Zwischenstand: 8,5-6,5 (56,6%) für Mephisto Polgar; hypothetisch: 11-4 (73,3%) für Mephisto Polgar | Bibliothekszüge total: 130 für Mach III und 136 für Polgar | In einer hochspannenden Partie aus der Russischen Verteidigung kann der Mach III nach wechselhaftem Verlauf erneut den Sieg holen und so seinen Rückstand auf 2 Punkte reduzieren.
[Event "120'/40+60'/20+30'"]
[Site "Zurich"]
[Date "2023.??.??"]
[Round "15"]
[White "Fidelity Excel Mach III"]
[Black "Mephisto Polgar sel. 5"]
[Result "1-0"]
[ECO "C42"]
[WhiteElo "2013"]
[BlackElo "1981"]
[Annotator "Utzinger,K"]
[PlyCount "146"]
[EventDate "2023.??.??"]
1. e4 e5 {Match 120'/40 | Bediener: Rolf Bühler | 15. Partie: Weiss (Mach III) gewinnt | Zwischenstand: 8,5-6,5 (56,6%) für Mephisto Polgar; hypothetisch: 11-4 (73,3%) für Mephisto Polgar | Bibliothekszüge total: 130 für Mach III und 136 für Polgar | In einer hochspannenden Partie aus der Russischen Verteidigung kann der Mach III nach wechselhaftem Verlauf erneut den Sieg holen und so seinen Rückstand auf 2 Punkte reduzieren.} 2. Nf3 Nf6 {Die Russische Verteidigung: Der Angriff auf den e5-Bauern wird mit einem Gegenangriff beantwortet. Dazu schreibt Dr. Max Euwe in *Theorie der Schacheröffnungen*, 2. Ausgabe 1968: "Wie fast sämtliche offenen Spiele war auch diese Eröffnung bereits im Mittelalter des Schachspiels bekannt, aber erst 1842 wurde sie von dem russischen Meister Jaenisch eingehend untersucht und erhielt auf Grund dessen ihre heutige Bezeichnung. In manchen Ländern trägt sie allerdings den Namen von A. Petroff, der ein Landsmann und Zeitgenosse von Jaenisch war. Russisch ist eine beachtliche Eröffnung, die zu äusserst lebendigem Spiel führen kann. Nach moderner (1968) Auffassung besteht gegen sie ein grundsätzliches Bedenken, nämlich dass Schwarz allzu frühzeitig einer aggressiven Taktik folgt, aber es ist noch niemandem gelungen, diese Bedenken in einer praktischen Ausarbeitung überzeugend nachzuweisen. Zwar sind einige Varianten bekannt, in denen Schwarz fast erzwungenermassen in eine etwas schlechtere Stellung gerät, doch ist der Nachteil meistens äusserst gering, so dass die Remisgrenze bei korrektem Spiel nicht überschritten wird. Heute ist die Russische Verteidigung springlebendig, namentlich dank den Bemühungen des jugoslawischen Grossmeisters Trifunovic sowie der russischen Grossmeister Bronstein und Cholmow, die alle den Akzent von der Aggression auf die Solidität verlegt haben." Das alles tönt heute (2023) echt modern. Und Sam Collins in *Schacheröffnungen richtig verstehen*, Ausgabe 2006, schreibt: "Nachdem es früher nur als langweilig und wenig ehrgeizig galt, ist die Russische Verteidigung heute als langweilig, wenig ehrgeizig und echter Nerventöter für Weiss bekannt. Gegen ein so solides System hat es Weiss nicht leicht, irgendeinen ernst zu nehmenden Vorteil zu bekommen, und in letzter Zeit wurde es von vielen Spielern der Weltelite angewandt. Das Ziel dieser Eröffnung ist zwar immer Ausgleich gewesen, aber wenn Weiss versucht, um Vorteil zu kämpfen, muss er das Spiel bedeutsam verschärfen, so dass auch Schwarz gute Chancen erhält, zu Punkten zu kommen."} 3. Nxe5 {Mit Ausnahme von 3.d4 sind alle anderen Fortsetzungen mehr oder weniger harmlos.} (3. Nc3 Nc6 {mit Übergang zum Spanischen Vierspringerspiel mit} 4. Bb5 {oder} (4. d4 {Schottisches Vierspringerspiel} exd4 5. Nxd4 Bb4) (4. Bc4 {Preussisches Vierspringerspiel} Nxe4 5. Nxe4 d5)) (3. Nc3 Bb4 {mit Übergang zum Russischen Dreispringerspiel} 4. Nxe5 $14) (3. d4 {die Steinitz-Variante, neben 3.Sxe5 die zweite Hauptfortsetzung} Nxe4 $1 (3... exd4 {ist problematischer, sprich schwieriger zu spielen, für Schwarz} 4. e5 Ne4 5. Qxd4 d5 6. exd6 Nxd6 7. Nc3 Nc6 8. Qf4 $14) 4. Bd3 d5 5. Nxe5 (5. dxe5 {ist kraftloser} Nc5 $11) 5... Nd7 {um den starken Se5 möglichst schnell wegzutauschen} 6. Nxd7 {Es gibt Alternativen:} (6. Nc3 Nxe5 7. dxe5 Bb4 8. O-O Nxc3 9. bxc3 Bxc3 10. Rb1 O-O 11. Bxh7+ Kxh7 12. Qd3+ Kg8 13. Qxc3 a5 14. Rd1 Ra6 $11 {½-½ Abdusattorov,N (2727)-Nakamura,H (2788) CCT Final Survival Loser Toronto rapid 2023 (2.1)}) (6. O-O Nxe5 7. dxe5 Nc5 8. Be3 Nxd3 9. Qxd3 c6 10. Nd2 Be7 11. f4 g6 $11 {0-1 Jones,G (2622)-Gelfand,B (2719) Hengshui IMSA rapid 2019 (1)}) 6... Bxd7 7. O-O Bd6 8. c4 O-O (8... c6 9. cxd5 cxd5 10. Nc3 Nxc3 11. bxc3 O-O $11 12. Qh5 g6 13. Qxd5 Qc7 14. g3 Be6 15. Qf3 Qxc3 16. Rb1 Qxd4 $11 {½-½ Vallejo Pons,F (2703)-Gelfand,B (2741) Leon 23rd rapid 2010 (1.1)}) 9. c5 Be7 10. Qc2 Bf6 11. Be3 Re8 12. Nd2 Bf5 13. Nf3 Bg6 $11 {½-½ Nakamura,H (2787)-Zherebukh,Y (2640) USA-ch Saint Louis 2018 (2)}) 3... d6 (3... Nxe4 {ist entgegen landläufiger Meinung spielbar, aber nach} 4. Qe2 Qe7 5. Qxe4 d6 6. d4 dxe5 7. dxe5 Nc6 {würde ich, statt mit 8.Lb5 Ld7 am Bauern festzuhalten und den Schwarzen schnell zur Rochade kommen zu lassen, das einfachere} 8. Nc3 $1 {vorziehen. Danach gibt} Qxe5 9. Qxe5+ Nxe5 10. Bf4 {dem Nachziehenden ein äusserst unangenehmes Endspiel, da er entweder Material verliert oder seine Aktivität noch weiter einschränken muss (Sam Collins in "Schacheröffnungen richtig verstehen").} f6 11. O-O-O Bd7 (11... Bd6 12. Be3 Bg4 13. f3 Bd7 14. Nb5 Bxb5 15. Bxb5+ Nc6 16. g3 $14) 12. Nb5 Bxb5 13. Bxb5+ c6 14. Be2 Bc5 15. Bg3 O-O 16. c3 $14 {½-½ Collins,S (2421)-Vidonyak,R (2400) Gausdal op-A 2008 (7)}) 4. Nf3 (4. Nc4 {Paulsen Angriff, der Schwarz keine Probleme bereiten sollte.} Nxe4 $11 5. Qe2 Qe7 6. Ne3 Be6 7. Nc3 Nf6 8. g3 Nc6 9. Bg2 Qd7 $11 {0-1 Rapport,R (2702)-Wei,Y (2706) Tata Steel-A 79th Wijk aan Zee 2017 (6)}) (4. Nxf7 {Das so genannte Cochrane Gambit.} Kxf7 {ist gemäss Sam Collins "Schacheröffnungen richtig verstehen" eine sehr scharfe Fortsetzung, die zwar nie widerlegt worden ist, aber keinen Vorteil zu versprechen scheint. Auf} 5. d4 Be7 (5... c5 $1 {Anmerkung KUT: Das ist die moderne Behandlung, wonach es Weiss schwerfällt, die Korrektheit des Gambits zu beweisen, obwohl Schwarz natürlich genau agieren muss.}) 6. Nc3 c6 7. Bc4+ d5 8. exd5 cxd5 9. Nxd5 Be6 10. Ne3 Bxc4 11. Nxc4 Nc6 {hat Weiss für die Figur drei Bauern und die Initiative, was ausgewogene Chancen verspricht.}) 4... Nxe4 5. d4 {Zu beachten sind diverse Alternativen.} (5. d3 Nf6 6. d4 d5 {führt zur harmlosen Abtauschvariante der Französischen Verteidigung.}) (5. c4 {um die Deckung des Se4 durch ...d5 zu erschweren, stammt vom Wiener Meister Kaufmann, wurde von Marco in die Turnierpraxis eingeführt und einige Zeit von Keres bevorzugt (Euwe).} Nc6 6. d3 Nf6 7. d4 Be7 $11 {0-1 (35) Firouzja,A (2793)-Nepomniachtchi,I (2766) Madrid 2022}) (5. Nc3 {Nimzowitsch} Nxc3 6. dxc3 {ist in letzter Zeit recht populär geworden. Weiss kompromittiert seine Bauernstruktur im Gegenzug für schnelle Entwicklung. Nach 6...Le7 7.Lf4 plant Weiss Dd2 und 0-0-0. Schwarz kann kurz oder lang rochieren, in beiden Fällen mit ungefährem Ausgleich (Sam Collins: "Schacheröffnungen richtig verstehen"). Auch wenn diese populäre Variante harmlos aussieht, muss sie feines Gift enthalten. Nur so ist zu erklären, dass gewisse top Spieler gemäss ChessBase Eröffnungsreport damit äusserst erfolgreich sind: Magnus Carlsen 6/7 (85,7%), Bologan 11.5/15 (76,6%), So 8.5/12 (70,8%), Peter Swidler 6/9 (66,6%), Topalov 6/9 (66,6%), Nakamura 5/8 (62,5%), Ivanchuk 4.5/7 (64,2%).} Be7 7. Be3 (7. Bf4 O-O 8. Qd2 Nd7 9. O-O-O $11 {½-½ (35) Rapport,R (2748)-Firouzja,A (2777) Saint Louis 2023}) 7... O-O 8. Qd2 Bf5 9. Nd4 Bd7 10. O-O-O Nc6 11. h4 Ne5 12. h5 h6 $11 {1-0 (28) So,W (2752)-Firouzja,A (2763) Toronto 2023}) (5. Qe2 {Die Lasker-Variante. Gemäss Dr. Max Euwe "Theorie der Schacheröffnungen, 2. Ausgabe 1968" eine ruhige Variante, mit der Weiss den Anzugsvorteil längere Zeit behaupten kann. Der Vorteil ist zwar gering, doch muss Schwarz genau spielen, um den Ausgleich wirklich herzustellen. Namentlich Lasker und später auch Capablanca hat mit dieser scheinbar harmlosen Variante manchen Erfolg verbuchen können. Sam Collins in "Schacheröffnungen richtig verstehen" meint dazu: Das ist eine schreckliche Variante, die Schwarz in ein Endspiel zwingt, in dem er ein oder zwei Tempi im Rückstand ist. Das reicht nicht, um Weiss irgendwie Vorteil zu geben, aber natürlich ist es für Schwarz sehr schwer, sich Gewinnchancen zu schaffen.} Qe7 6. d3 Nf6 7. Bg5 {Heute sind verschiedene Wege bekannt, um den geringen weissen Vorteil zu neutralisieren. So hat 5.De2 weitgehend seinen Schrecken verloren.} Qxe2+ {Das ist vermutlich die einfachste Lösung. Alternativen sind komplizierter und weniger klar:} (7... Nc6 $5 8. Bxf6 gxf6 {Und auch wenn das Läuferpaar und die halboffene g-Linie dynamisch Ausgleich versprechen, kann die kaputte Bauernstellung von Schwarz nie negiert werden.} 9. Qxe7+ Bxe7 10. c3 Ne5 {1-0 (45) Kamsky,G (2666)-Aradhya,G (2332) Chess.com INT 2022}) (7... Be6 8. Nc3 Nbd7 9. O-O-O h6 10. Bh4 (10. Nb5 O-O-O (10... hxg5 11. Nxc7+ Kd8 12. Nxa8 $13) 11. Nxa7+ Kb8 12. Be3 Nd5 13. Nb5 c6 14. Nbd4 Nxe3 15. Qxe3 $14 {und auch wenn die übermächtigen Engines dem Weissen nur geringen Vorteil zugestehen, ist ein Mehrbauer eben ein Mehrbauer und mir wäre langfristig nicht so wohl am Brett, zumal es dem Schwarzen nicht möglich ist, sein an und für sich starkes Läuferpaar zu behalten.}) (10. Bd2 O-O-O 11. Nd4 $14) 10... g5 11. Bg3 Nh5 12. d4 Nxg3 13. hxg3 g4 14. Nh4 d5 {Schwarz ist nur einen Zug von seinem Glück entfernt. Nach der langen Rochade werden seine beiden Läufer Weiss grossen Kummer bereiten, besonders weil dieser einen wackligen Springer auf h4 stehen hat. Das ist für Lasker ein klares Signal, dass es keine Zeit zu verschwenden gibt. Der Löwe muss springen! (Kasparov,G)} 15. Qb5 $1 O-O-O 16. Qa5 {Vermeidet eine böse Falle.} (16. Nxd5 $4 Bxd5 17. Qxd5 Qg5+ 18. Qxg5 hxg5 $19 {erobert den Sh4}) 16... a6 17. Bxa6 bxa6 18. Qxa6+ Kb8 19. Nb5 Nb6 20. Rd3 Qg5+ 21. Kb1 Bd6 22. Rb3 Rhe8 23. a4 Bf5 24. Na7 Bd7 25. a5 Qd2 26. axb6 Re1+ 27. Ka2 c6 28. Nb5 cxb5 29. Qa7+ {1-0 (29) Lasker,E-Marshall,F St Petersburg 1914 Lasker [Kasparov,Garry]}) ({c)} 7... Nbd7 8. Nc3 Qxe2+ 9. Bxe2 h6 10. Bd2 c6 $11 {½-½ (30) Onischuk,V (2599)-Kuzubov,Y (2641) Karlsruhe 2017}) 8. Bxe2 Be7 9. Nc3 c6 {Das gilt als eine äusserst verlässliche Verteidigung. Es werden den gegnerischen Figuren, vor allem dem Springer, die wichtigen Felder d5 und b5 verwehrt. Schon in seinem WM Kampf 1969 hat Tigran Petrosjan damit seinem Widersacher Boris Spassky den Wind aus den Segeln nehmen können. Er fand eine günstige Aufstellung seiner Kräfte: Den König im Zentrum stehenlassend, verwirklichte er hier das Manöver Sb8-a6-c7-e6, mit dem er eine zuverlässige Barriere in der einzigen offenen Linie errichtete. Übrigens war 9...c6 auch ein Lieblingszug von Ex-WM Anatoly Karpov. Gegen hochklassige Gegner hat er damit aus 7 Partien total 4 Punkte (+1 =6 -0) geholt. Gut brauchbare Alternativen zu 9...c6 sind} (9... h6 10. Be3 c6 {auch ...Sc6 ist spielbar} 11. Ne4 Nbd7 $11) (9... O-O 10. O-O-O h6 11. Bd2 (11. Bh4 Re8 12. Rhe1 Nbd7 13. Nd4 c6 $11 {½-½ (39) Safarli,E (2601)-Rahul,S (2468) Cattolica 2022}) 11... Nc6 12. Nb5 Bd8 13. Rde1 Re8 (13... a6 $1 $11) 14. h3 Bd7 $11 {1-0 (72) Grischuk,A (2771)-Kashlinskaya,A (2470) Chess.com INT 2019}) 10. O-O-O {bekannte Alternativen sind:} (10. d4 Be6 11. h3 Nbd7 12. O-O-O h6 13. Bh4 Nb6 14. Rhe1 Kd7 15. Bd3 {½-½ (15) Short,N (2665)-Karpov,A (2725) Tilburg 1988}) (10. O-O Na6 11. Rfe1 Nc7 12. Bf1 Ne6 {à la Petrosjan's Idee} 13. Be3 O-O 14. d4 {½-½ (24) Spassky,B (2625)-Karpov,A (2720) Turin 1982}) (10. b4 Nbd7 11. O-O Nf8 12. b5 Ne6 {à la Petrosjan's Idee} 13. bxc6 bxc6 {½-½ (32) Spassky,B (2635)-Karpov,A (2690) Linares 1981}) 10... Na6 11. Rhe1 {Auch die neuere Idee 11.Tde1 kann Schwarz keine Sorgen bereiten.} (11. Nd4 Nc7 12. Rde1 Ne6 {erneut Petrosjan's Idee} 13. Nxe6 Bxe6 {0-1 (36) Timman,J (2600)-Karpov,A (2725) Tilburg 1980}) (11. Ne4 Nxe4 12. dxe4 Nc5 13. Rhe1 Bxg5+ 14. Nxg5 Ke7 15. Nf3 Rd8 {½- (25) ½ (25) Spassky,B-Petrosian,T Moscow 1969}) 11... Nc7 12. Nd4 (12. Bf1 Ne6 {systemgemäss} 13. Bd2 Bd7 14. d4 h6 15. Bd3 d5 16. h3 Rd8 17. a3 O-O 18. Be3 Bc8 {½- (19) ½ (19) Spassky,B-Petrosian,T Moscow 1969}) 12... Ne6 {und schon wieder dieses bekannte Manöver} 13. Nxe6 Bxe6 14. Bf3 Kd7 15. Ne2 h6 {½-½ (15) Spassky,B (2640)-Karpov,A (2705) Moscow 1979}) 5... d5 6. Bd3 {Nun sind diverse Fortsetzungen möglich, vor allem 6...Ld6 oder 6...Le7 und 6...Sc6. Statistisch gesehen, sind alle 3 Züge etwas gleichwertig.} Bd6 {Dr. Max Euwe, Theorie der Schacheröffnungen, 2. Ausgabe 1968: " In Verbindung mit den beiden folgenden Zügen von Schwarz eine scharfe Methode zur Behauptung des Se4 auf seinem starken Vorposten, mit der ein Königsangriff eingeleitet werden soll. Diese Methode wurde früher namentlich von Marshall gern und mit Erfolg angewandt. Die jüngsten Erfahrungen zeigen jedoch, dass Weiss grossen Vorteil erlangen kann." Dieser letzte Satz ist nach heutiger (2023) Ansicht nichtzutreffend. Der Eröffnungsreport von ChessBase zeigt folgendes Bild: 1. History; Earliest game: Mason,J - Marshall,F 0-1; Latest grandmaster game: So,W - Grischuk,A ½-½ || 3. Statistics Black scores below average (41%); Black performs Elo 2475 against an opposition of Elo 2539 (-64); White performs Elo 2572 against an opposition of Elo 2508 (+64); White wins: 439 (=34%), Draws: 646 (=50%), Black wins: 212 (=16%); The drawing quote is high. (9% quick draws, < 20 Moves) || 4. Moves and Plans; a) 7.0-0, 1257 Games, White scores above average (59%); b) 7.c4, 33 Games, White scores badly (45%).} (6... Be7 {Dr. Max Euwe, Theorie der Schacheröffnungen, 2. Ausgabe 1968: "Diese ruhige Fortsetzung ermöglicht eine allmähliche Konsolidierung." Der Eröffnungsreport von ChessBase zeigt dazu: 1. History; Earliest game: Winawer,S - Blackburne,J ½-½, Latest grandmaster game: Bernadskiy,V - Blohberger,F 1-0 || 3. Statistics; Black scores below average (42%), Black performs Elo 2456 against an opposition of Elo 2512 (-56), White performs Elo 2541 against an opposition of Elo 2485 (+56), White wins: 335 (=30%), Draws: 648 (=57%), Black wins: 144 (=13%), The drawing quote is high. (16% quick draws, < 20 Moves)} 7. O-O Nc6 8. c4 Nb4 9. Be2 O-O 10. Nc3 Bf5 11. a3 Nxc3 12. bxc3 Nc6 {mit schwierigem Kampf mit beidseitigen Chancen} 13. Re1 (13. cxd5 Qxd5 14. Bf4 Rac8 15. Re1 Rfe8 16. h3 h6 17. Nd2 Na5 $11 {½-½ Ni,H (2646)-Wang,Y (2706) CHN-chT China 2013 (17.5)}) 13... Re8 14. Bf4 dxc4 15. Bxc4 Bd6 16. Qd2 (16. Rxe8+ Qxe8 $11 {½-½ Sjugirov,S (2703)-Yu,Y (2714) Sharjah Alef 2023 (4)}) 16... Qf6 17. Bg5 Qg6 18. Nh4 Qh5 19. f3 h6 $11 {½-½ Sindarov,J (2658)-Yu,Y (2720) FIDE Grand Swiss Douglas 2023 (5)}) (6... Nc6 {Dr. Max Euwe, Theorie der Schacheröffnungen, 2. Ausgabe 1968: "Weniger riskant als 6...Ld6, aber weniger passiv als 6...Le7. Auch mit dieser Fortsetzung kann sich Schwarz allmählich konsolidieren." Der ChessBase Eröffnungsreport gibt aus: 1. History; Earliest game: Gunsberg,I - Weiss,M 0-1; Latest grandmaster game: Ivanchuk,V - Firouzja,A 1-0 || 3. Statistics; Black scores below average (41%); Black performs Elo 2488 against an opposition of Elo 2552 (-64); White performs Elo 2589 against an opposition of Elo 2526 (+63); White wins: 583 (=30%), Draws: 1108 (=57%), Black wins: 236 (=12%); The drawing quote is high. (11% quick draws, < 20 Moves)} 7. O-O Be7 8. Nbd2 Nd6 9. c3 Bf5 10. Bc2 Bxc2 11. Qxc2 Bf6 12. Re1+ Ne7 13. h4 $14 {½-½ Cheparinov,I (2658)-Yu,Y (2720) FIDE Grand Swiss Douglas 2023 (3)}) 7. O-O O-O 8. c4 c6 {Zu dieser Stellung bemerkt Sam Collins in Schacheröffnungen richtig verstehen: "Trotz der scheinbaren Symmetrie gibt es drei Faktoren, die für Weiss sprechen: 1) Sein Bauer c4 ist besser als der auf c6, weil er d5 angreift und nach c5 vorstossen kann, während sein Gegenpart nur verteidigt. 2) Der Springer auf e4 scheint zwar gut zu stehen, aber er wäre lieber auf f6, da er auf seinem derzeitigen Posten mit Te1, Dc2 und Sc3 belästigt werden kann. 3) Weiss ist am Zug und weiter: Trotz des Gesagten steht Schwarz natürlich sehr solide, und ihm fehlen nur ein paar Tempi zum vollen Ausgleich. Weiss hat verschiedene Varianten ausprobiert, und es ist nicht klar, welche die beste ist."} 9. Qc2 {***ENDE BUCH***} (9. Nc3 {war die früher fast ausschliesslich übliche Fortsetzung; das moderne 9.Dc2 scort indessen deutlich besser.} Nxc3 10. bxc3 dxc4 11. Bxc4) 9... Na6 {Dieser Springerzug läuft auf ein chancenreiches Bauernopfer hinaus. Der Opening Report von ChessBase meint dazu: Black scores below average (41%) || Black performs Elo 2486 against an opposition of Elo 2550 (-64) || White performs Elo 2572 against an opposition of Elo 2509 (+63) || White wins: 80 (=36%), Draws: 98 (=45%), Black wins: 42 (=19%) || The drawing quote is higher than average. (6% quick draws, < 20 Moves)} 10. Bxe4 {Unter Grossmeistern ist die Annahme des Bauernopfers rar geworden, denn Schwarz erhält durch sein freies Figurenspiel absolut genügend Kompensation. Im Kampf zwischen alten Schachcomputern läuft es in den meisten Fällen auf ein richtiges Bauernopfer hinaus, ohne Kompensation für Schwarz. So gesehen, ist 9...Sa6 für unsere Oldies keine gute Wahl.} (10. a3 $1 {Der übliche Weg, ...Sb4 abzuwehren, und das Gambit abzulehnen.} Re8 {So verlief die erste mit 9...Sa6 gespielte Partie im Jahre 1986.} (10... Bg4 {ist besser: ½-½ (30) Yu,Y (2720)-Erigaisi,A (2712) Douglas 2023}) 11. Nc3 Bg4 12. c5 Bc7 13. Nxe4 dxe4 14. Bxe4 Bxf3 15. Bxf3 Qxd4 16. Be3 Rxe3 17. fxe3 Qxe3+ 18. Qf2 Qxf2+ 19. Rxf2 Nxc5 20. Rd1 a5 21. Re2 a4 22. Be4 f6 23. Bb1 Be5 24. g4 g6 25. Ba2+ Kg7 26. Kg2 Rb8 {½-½ Ehlvest,J (2465)-Dokhoian,Y (2365) URS-ch U20 Tallinn 1986}) 10... dxe4 11. Qxe4 Re8 {***ENDE BUCH***} 12. Qc2 Bg4 $2 {Schwarz hat mit seiner besseren Entwicklung und dem Läuferpaar fraglos genügend Kompensation für den Bauern. Mit diesem ungeschickten Läufermanöver gerät Schwarz indessen in Nachteil. Folgerichtig war deshalb:} (12... Nb4 13. Qb3 Bf5 $11) 13. Ng5 g6 14. Nc3 Bf5 15. Qb3 {[#]} Qb6 $2 {Keine glückliche Idee. Der Erwartungswert für Weiss steigt von 50% (für 15...Le7) auf 84% (+69% =31% -0%). Mit anderen Worten macht Schwarz mit dem Textzug seine Stellung mehr oder weniger fast irreparabel kaputt.} (15... Nb4 $2 {scheitert an} 16. c5 {und da zwei gegnerische Figuren angegriffen sind, verliert Schwarz entscheidend Material.}) (15... Be7 $1 {mit Doppelangriff auf den Sg5 und den d4-Bauern war angezeigt, denn} 16. Qxb7 {bringt nichts ein nach} Nb4 17. Nf3 Rb8 {und Schwarz kann dreifache Zugwiederholung erzwingen.} 18. Qxa7 Ra8 19. Qb7 Rb8 20. Qa7 Ra8 21. Qb7 Rb8 22. Qa7 {Remis 3x}) 16. Be3 $2 {Die falsche Reaktion und somit löst sich der mögliche weisse Vorteil in Luft auf.} (16. Qd1 {droht c5} Bf8 17. g4 Bd7 18. c5 Qd8 19. f3 $16 {und Weiss steht klar besser.}) 16... Qxb3 17. axb3 Nb4 18. d5 Nc2 $2 {Gibt für nichts noch einen Bauern her.} (18... cxd5 19. cxd5 a5 $11) 19. Rxa7 Nxe3 20. Rxa8 Rxa8 21. fxe3 $16 {Weiss hat zwei Bauern mehr, wobei wegen der Doppelbauern auf der b-Linie de facto von einem Mehrbauern gesprochen werden kann.} Bc5 22. Re1 Re8 23. Kf2 Bc2 24. Kf3 Re5 {Der Rückzug des Läufers nach e7 ist besser.} (24... Bxb3 $2 {verliert nach} 25. Nge4 Be7 26. d6 Bd8 27. Nc5 Bxc4 28. Nxb7 Bf6 29. Rd1 Bg5 30. d7 Rxe3+ 31. Kf2 Re5 32. d8=Q+ Bxd8 33. Nxd8 Rf5+ 34. Kg1 $18 {und auch wenn von einer weissen Gewinnstellung gesprochen werden kann, wäre die praktische Realisierung für unsere Oldies eine Knacknuss.}) 25. dxc6 $2 {Vergibt seinen Vorteil.} (25. Nge4 Be7 26. Nd2 {hätte Weiss erlaubt, seinen Vorteil langsam aber sicher auszubauen.}) 25... Rf5+ {Stürzt wieder in den Verlust, statt mit 25...bxc6 auszugleichen.} (25... bxc6 26. Nge4 Bxb3 $11 {ausgeglichen}) 26. Ke2 Rxg5 27. c7 {Ein lästiger Bauer.} Bf5 28. Kf1 $2 {Wirft die gewonnene Stellung weg. Allerdings ist zu bemerken, dass der Gewinnweg von unseren Oldies unmöglich zu erkennen ist.} (28. Ne4 Rh5 29. h3 Be6 30. Rd1 Kg7 31. Rd8 Re5 32. Kd3 Bb6 33. c8=Q Bxc8 34. Rxc8 f5 35. c5 fxe4+ 36. Kd4 Re6 37. Kd5 Kf6 38. b4 Ba7 39. Rf8+ Ke7 40. Ra8 Ra6 41. b5 Ra1 42. Kxe4 Ke6 43. b6 Ra4+ 44. Kd3 Bxb6 45. Rxa4 Bxc5 46. Ke4 $18) 28... Be6 29. Nd5 Kg7 30. Rd1 h5 31. Nf4 Rf5 32. Ke2 {Droht Sxe6 nebst c8D.} Rxf4 {Erzwungen, weil alles andere verliert.} 33. exf4 Bb6 34. c8=Q Bxc8 {Materiell befindet sich die Partie mit Weiss (T+2B) gegen Schwarz (2 L) wieder im Gleichgewicht.} 35. h3 $2 {Das erlaubt dem Gegner, seine Stellung massgeblich zu verstärken.} (35. Kd3 {ist die richtige Idee, seinen König nach c3 zu bringen, um den Vormarsch der weissen Bauern am Damenflügel zu ermöglichen.} Bc5 36. Kc3 b6 37. b4 Be7 $11) 35... Be6 (35... Bc5 {ist stärker}) 36. Rd6 (36. Kd3 $2 {hat jetzt nur noch eine negative Wirkung.} Bf5+ 37. Kc3 Be4 38. Rd2 h4 $17 {mit deutlichem Vorteil für Schwarz}) 36... Bc7 $17 {Nun steht bereits Schwarz besser.} 37. Rd4 Kf6 $2 {Der falsche Weg, sollte Schwarz doch vorerst die weissen Bauern am Damenflügel bewegungsunfähig machen.} (37... Bb6 38. Rd2 Bc5 39. Kf3 Kf6 40. g4 Be7 41. Rd1 h4 {und es ist Weiss, der sich Sorgen um das Remis machen muss.}) 38. b4 Kf5 39. g3 g5 $5 {stark gespielt} 40. Kf3 gxf4 41. gxf4 f6 42. c5 $11 {Noch befindet sich die Partie in der Remiszone.} {[#]} Kg6 $2 {Verlustzug und der letzte entscheidende Fehler.} (42... b5 $1 43. cxb6 Bxb6 44. Rd6 Bc7 45. Rd4 Bb6 {stellt den Ausgleich sicher.}) 43. b5 $1 $18 {Nun bringen, bzw. sollten die weissen Bauern am Damenflügel die Entscheidung bringen.} Bb8 (43... Bxh3 {rettet ebenso wenig} 44. b6 Bb8 45. Rd8 $18) 44. h4 {Es führen bereits mehrere Wege zum Sieg.} (44. b6 $1 $18) (44. b4 $18) 44... Kf5 $18 {[#]} 45. c6 $2 $11 {Bildet einen Freibauern, ja gar zwei verbundene Freibauern, weshalb es fast erstaunlich ist, dass dieser Vorstoss nicht zum Erfolg führen kann.} (45. b6 $3 {was den schwarzen Läufer stark einschränkt, ist der richtige Gewinnweg, wonach sich Schwarz in einem eigenartigen Zugzwang befindet. So darf sich der schwarze König nicht bewegen, weil Td4-d8 sofort gewinnen würde. Also darf Schwarz einzig mit seinem weissfeldrigen Läufer ziehen. Wie Weiss gewinnen kann, ist sehr instruktiv.} Bb3 {verhindert b2-b4-b5} 46. Ke3 Kg4 47. Kf2 $1 Kf5 (47... Bxf4 $2 48. Rxf4+ Kxf4 49. c6 $18) (47... Kxh4 48. c6 $1 bxc6 49. Rd8 Bxf4 50. Rd4 c5 51. Rxf4+ Kg5 52. b7 Kxf4 53. b8=Q+ Ke4 54. Qxb3 $18) (47... Be6 48. b4 Kf5 49. Kf3 Bb3 50. b5 Be6 51. c6 bxc6 52. bxc6 Bc7 53. bxc7 Bc8 54. Rd8 $18) 48. Rd7) 45... bxc6 46. bxc6 Ba7 47. Rd8 Bb6 48. Rd2 Ba5 49. Rd1 Bc7 50. b4 Bxf4 {Bei korrektem Spiel, optimaler Einsatz der Figuren, hat nun Schwarz nichts mehr zu fürchten, wobei das mächtige schwarze Läuferpaar eine zentrale Rolle spielt.} 51. b5 Bc7 52. Rb1 Bd5+ 53. Ke2 Bc4+ 54. Kd2 Ba5+ 55. Kc2 Bb6 56. Kc3 Be6 57. Ra1 $11 {[#]} Bc8 $2 $18 {Das verliert im letzten Moment, wie der Mach III schnörkellos nachweist, weil die Umwandlung des c-Bauern erzwungen werden kann.} (57... Ke4 $1 {Mit dem König auf e5 würde Schwarz verlieren.} 58. Ra6 Bc7 59. b6 Be5+ {Das rettende Schach, das Schwarz nicht zur Verfügung hätte, wäre der König im 57. Zug nach e5 gegangen.} 60. Kd2 Kd5 61. c7 Kc6 62. b7+ Kxb7 63. Rxe6 Kxc7 $11 {Remisstellung}) 58. Ra8 Be6 59. Ra6 Bf2 (59... Bd8 60. b6 $18) 60. c7 Bc8 61. Ra8 Bd7 62. c8=Q Bxc8 63. Rxc8 {Damit ist der Fall erledigt, zumal der weisse Freibauer auch den schwarzen Läufer kosten dürfte.} Bxh4 64. b6 Bg3 65. b7 h4 66. Rh8 Be5+ 67. Kd3 Kg4 68. Ke4 h3 69. Rg8+ Kh5 70. b8=Q Bxb8 71. Rxb8 Kg5 72. Rg8+ Kh5 73. Kf4 Kh6 {***AUFGEGEBEN***} 1-0
Geändert von applechess (25.12.2023 um 12:40 Uhr)
Grund: geändert 15. statt 14. Partie
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