Hallo Sascha,
vielen Dank für deine Review, zu der ich noch ein paar Anmerkungen aus meiner subjektiven Sicht habe. Ich bitte auch um Korrektur, falls ich mich in einigen Punkten fachlich irre.
Ich starte mal mit einem Link zu einer Video-Review zu den Millennium-Brettern "alter Bauart", in der auch ein Vergleich zu den DGT-Brettern gezogen wird:
Diese sind aus Echtholz, bekommen aber AFAIK Probleme beim Schleifen (Kratzer) oder Lichtflecke.
Die neuen Bretter "Phoenix-Bauart" stelle ich mir naiverweise so vor, dass sie noch zusätzlich eine Schutzschicht haben, die diese problematischen Effekte abmildert.
Diese Schutzschichten sind mehr oder weniger auch auf anderen Konkurrenzprodukten enthalten, ein "reines Holzbrett" wird hier also sehr schwer zu finden sein. Das mag sich für die Sammler wie ein Rückschritt anhören, für den Selbstspieler überwiegen aber meiner Meinung nach die positiven Effekte.
Gegenüber DGT-Brettern haben wir auf der Vorteilsseite die 81 LEDs. Auch haben wir nicht den Effekt, der bei DGT auftreten _kann_ aber nicht _muss_, dass Geisterfiguren erkannt werden. Wer sich schon einmal gefragt hat, warum DGT-Figurensätzen auf der Unterseite farbige Punkte haben: Diese Figuren haben leicht andere Frequenzen und gleichfarbige Unterseiten sollten in der Anfangsstellung möglichst weit weg voneinander aufgestellt werden.
Haben wir nun den heiligen Gral des Schachbretts gefunden?
Meiner Meinung nach nicht ganz. Bei Millennium sehe ich noch folgende Probleme:
- Keine native Bluetooth-Funktion wie der Bluetooth-Boards der Konkurrenz
- Technisch in die Jahre gekommener DIN-Anschluss
- RFID zwar ohne Geisterfiguren genauer, aber für Bulletpartien zu langsam (es hat einen Grund, warum man diese Zeitkontrollen nicht in der Schachapp von Millennium auswählen kann)
- Verarbeitung und Haptik (wobei hier ganz klar mit der "Phoenix-Bauart" der Abstand zu DGT verringert wird)
- Keine Auswahl bei den Figurensätzen (nur pro Brettgröße)
- Keine günstige Alternative mit Figurenerkennung wie das DGT Smartboard für untere Preissegmente (eOne ist eher mit DGT Pegasus zu vergleichen)
Bei DGT ist aber meiner Meinung nach auch nicht alles rosig. Auch hier gibt es eine alte und eine neue Bauart. Die neue Bauart kann schneller Informationen verarbeiten und ist für Blitzen gut geeignet.
- Keine LED's - außer bei Revelation II
- Möglicher Geisterfiguren-Effekt (zumindest bei alter Bauart)
- Auch hier ist kein Bullet in der Praxis möglich: Bretter "neuer Bauart" reagieren zwar schnell genug, aber man muss hier auf eine externe Anzeige schauen (= Blick vom Brett nehmen) oder warten, bis dass die App die Züge ausgesprochen hat.
Wären die beiden Bretter Rennpferde, so würde ich diese miteinander kreuzen und hoffen, dass die nächste oder übernächste Generation die Vorteile beider Bretter hat und als Nachteile nur eine Schnittmenge der Nachteile beider Bretter übrig bleibt.
Und meiner Meinung nach könnte selbst dieses Superbrett noch nicht 100% im Bullet eingesetzt werden.
Zu den Figurensätzen bei Millennium: Hier muss man ganz klar bei der Nicht-Turniergröße noch einige Punkte abziehen. Zum Vergleich genügt ein Blick auf die detaillierte Verarbeitung der Springer.
Beide Bretter sind mittlerweile so weit fortgeschritten, dass die Aufzählung der Nachteile für den Gelegenheitsspieler als "Meckern auf hohem Niveau" bezeichnet werden kann.
In den Garten würde ich beide Bretter nicht mitnehmen. Hier erfüllt mein DGT Centaur aus Plastik seine Aufgabe, der mit sehr hellen Lichtringen für sonnige Tage aufwarten kann.
Viele Grüße
Markus