Match 120'/40 | Bediener: Rolf Bühler | 14. Partie: Schwarz (Obsidian) gewinnt | Zwischenstand: 8,0-6,0 (57,1%) für Mephisto MM V HG 550 | Die Geschichte dieser Partie ist rasch erzählt. Nach der Eröffnung verpasst Weiss (MM V) die kurze Rochade und vergibt sich dann mit dem Turmzug Ta1-d1 auch noch die lange Rochade. Der König bleibt deshalb in der Brettmitte stehen und wird vom Novag Obsidian dafür brutal bestraft. Nach 18 Zügen besitzt Schwarz eine gewonnene Stellung und lässt in der Folge keine Gnade walten.
[Event "Match Nr. 67"]
[Site "Zürich"]
[Date "2021.??.??"]
[Round "14"]
[White "Mephisto MM V HG 550"]
[Black "Novag Obsidian"]
[Result "0-1"]
[ECO "B15"]
[WhiteElo "1995"]
[BlackElo "2004"]
[Annotator "KUT"]
[PlyCount "111"]
[EventDate "2021.??.??"]
1. e4 c6 {Match 120'/40 | Bediener: Rolf Bühler | 14. Partie: Schwarz
(Obsidian) gewinnt | Zwischenstand: 8,0-6,0 (57,1%) für Mephisto MM V HG 550
| Die Geschichte dieser Partie ist rasch erzählt. Nach der Eröffnung
verpasst Weiss (MM V) die kurze Rochade und vergibt sich dann mit dem Turmzug
Ta1-d1 auch noch die lange Rochade. Der König bleibt deshalb in der
Brettmitte stehen und wird vom Novag Obsidian dafür brutal bestraft. Nach 18
Zügen besitzt Schwarz eine gewonnene Stellung und lässt in der Folge keine
Gnade walten.} 2. d4 d5 {***ENDE BUCH***} 3. Nc3 dxe4 4. Nxe4 Nf6 5. Nxf6+ exf6
{Im Buch "Caro-Kann" von Rolf Schwarz aus dem Jahre 1965 heisst es dazu: "Ein
umstrittenes System. Die Theorie argumentiert. Weiss nimmt auf f6 und folgert:
1.) Schlägt Schwarz nun mit dem e-Bauern zurück, so bekommt Weiss die
gefährliche Bauernmajorität am Damenflügel. Wir erinnern uns hier an die
Spanische Abtauschvariante, zu der aber ein grundlegender Unterschied besteht:
Schwarz hat dort als Äquivalent das Läuferpaar. 2.) Nimmt Schwarz mit dem
g-Bauern, so ist der schwarze Bauernblock im Zentrum unbeweglich. Immerhin
gibt die Theorie dieser Variante bessere Lebenschancen als dem Schlagen mit
exf6. Wir möchten nur ganz en passent erwähnen, dass theoretische Urteile
und praktische Ergebnisse nicht ganz übereinstimmen, was der Schachfreund
aber bei Studium der folgenden Varianten selbst bemerken wird." Weitere
Kommentare dazu sind ebenfalls interessant. Zu 5.Sxf6 exf6 meint Ludwig
Pachmann: "Nun kann sich Schwarz schnell entwickeln. Ein Nachteil seiner
Stellung aber ist die Entwertung seiner Königsflügelbauern. Kommt es bei
einer derartigen Bauernkonstellation zum Endspiel, so ist dieses sehr günstig
für Weiss." Und Ex-Weltmeister Dr. Max Euwe meint zu 5.Sxf6 exf6: "Dieses
Wiederschlagen ... schwächt die Bauernstellung in sehr ernsthafter Weise,
denn ein reines Bauernendspiel wäre verloren für Schwarz. Es bietet auf der
anderen Seite dynamische Vorteile: Schnelle Entwicklung, sichere
Rochadestellung, Druck auf die Mittellinien. Es ist deshalb nicht immer so,
dass die bessere Bauernstellung des Anziehenden zu ihrem Recht kommen muss. Es
besteht nur die Aussicht darauf." Und Egon Varnuz meint: "Die Theorie
unterschätzt dieses System (exf6) ein wenig, weil Weiss einen ideellen
Mehrbauern hat. Entfernen wir alle Figuren vom Brett, dann hat Schwarz ein
verlorenes Bauernendspiel. Die Variante war jedoch zeitweilig in Mode, weil es
bis zur völligen Vereinfachung noch weit ist, Schwarz keine
Entwicklungsschwierigkeiten hat, der Doppelbauer seine Königsstellung
verstärkt und manchmal sogar die Ergreifung der Initiative gestattet." Und A.
Konstantinopolski/A. Weiz schreiben: "Lange Zeit war man der Ansicht, der Plan
mit e7xf6 genüge nicht, um ein gleichwertiges Spiel zu erlangen. Er gewährt
Weiss ein Bauernübergewicht am Damenflügel, wofür Schwarz keine sichtbare
Kompensation hat. Allmählich aber brachte die Praxis auch die Vorteile der
schwarzen Stellung an den Tag. Schwarz kann seine Figuren schnell entwickeln,
nach der kurzen Rochade steht der schwarze König sicher genug; daneben
kontrolliert der f6-Bauer die Felder e5 und g5, was die Entfaltung eines
weissen Angriffs hemmt." Sehr aufschlussreich und wichtig finde ich zudem den
Umstand, dass alle modernen Engines das Schlagen mit e7xf6 bevorzugen und mit
wenigen Ausnahmen eine Bewertungsdifferenz von 0.5 und mehr Bauerneinheiten
zugunsten des soliden exf6 geben. Man kann zu dem System mit 4...Sf6 stehen,
wie man will, Tatsache ist, dass gemäss den oftmals täuschenden Statistiken
-- weil darin auch viele fehlerhafte Partien enthalten sind, die dem
eigentlichen Verlauf der Partien nicht gerecht werden -- nicht viel gegen die
praktische Anwendung dieses Systems spricht. So sehen nach 5.Sxf6 die
Gewinnquoten aus weisser Sicht wie folgt aus: 54,4% CB Opening Tree 2020 mit
13858 Partien, 54% im CB Live Book mit nur 4069 Partien, 54% in der CB Online
Datenbank mit 18817 Partien. Und auch die Unterschiede zwischen 5...exf6 und 5.
..gxf6 sind statisch wenig relevant, ja 5...exf6 bringt gar leicht bessere
Ergebnisse für Schwarz. Es ist also weitgehend Geschmacksache, welches
Abspiel man als Schwarzer wählen will.} (5... gxf6 {Die so genannte
Nimzowitsch-Variante}) 6. c3 Bd6 7. Bd3 O-O 8. Ne2 {***ENDE BUCH***} Qc7 9. Qc2
{Der Mephisto Polgar hat hier gegen den Novag Obsidian das weniger übliche 9.
Le3 versucht und gewonnen.} (9. Be3 Re8 10. Qc2 h6 11. h3 Be6 12. O-O Nd7 13.
c4 Rad8 14. Rad1 Kh8 15. Rfe1 Bb4 16. Bd2 Bxd2 17. Qxd2 c5 18. d5 Ne5 19. Bb1
Bd7 20. Nc3 Qb6 21. d6 Qb4 22. b3 Qb6 23. Ne4 Re6 24. f4 Nc6 25. f5 Re5 26.
Nxf6 gxf6 27. Qxh6+ Kg8 28. Rxe5 Nxe5 29. Qxf6 Nf3+ 30. gxf3 Qxb3 {1-0 (30)
Mephisto Polgar (1991)-Novag Obsidian (2004) Zürich 2021}) 9... h6 10. Bh7+ $6
{Ein zweckloses Schach, muss doch der Läufer sofort wieder zurück, weil er
sonst mit ...g6 eingeschlossen wird. Auf diese Weise gewinnt Schwarz ein Tempo
für die Entwicklung und verliert Weiss seinen leichten Anzugsvorteil.} Kh8 11.
Be4 Re8 12. Be3 Be6 13. g3 {Die Alternative 13.h3 nebst kurzer Rochade passt
besser, weil dann Weiss versuchen kann, seine Bauernmehrheit am Damenflügel
in die Waagschale zu werfen. Dieser Plan ist schwieriger realisierbar, wenn
Weiss nach dem Textzug praktisch zur langen Rochade gezwungen wird.} Bh3 14.
Rd1 $2 {Nachdem Schwarz dem Gegner die kurze Rochade verunmöglicht hat,
beraubt sich der MM V gar selbst des langen Rochaderechts. Ein wirklich
schlechter Entscheid, muss nun doch der weisse König in der Brettmitte
ausharren.} Nd7 15. Nf4 $2 {Damit kommt Weiss vom Regen in die Traufe. Einzig
15.Sg1 war ein Verteidigungsversuch, aber wer zu solchen Mitteln greifen muss,
hat das Messer schon am Hals.} Bxf4 16. gxf4 (16. Bxf4 Qa5 17. Kd2 Rxe4 18.
Qxe4 Bf5 19. Qe2 Qxa2 20. Ke1 Be6 21. f3 Bc4 22. Qd2 Re8+ 23. Be3 Bb3 24. Rc1
Nb6 $19 {und Schwarz gewinnt}) 16... Re7 {[#]} 17. d5 $2 {Will sich
verständlicherweise mehr Bewegungsfreiheit verschaffen. In der Tat muss 17.d5
indessen als Verlustzug bezeichnet werden.} cxd5 18. Bxd5 Nb6 $1 $19 {Der
Gewinnzug, denn es droht ...Sxd5, Txd5 Lg2 mit entscheidendem Materialverlust
für Weiss und nach einem Wegzug des Läufers, der auf der Diagonale a8-h1
bleiben muss, bringt ...Sc4 Unheil und Tod über Weiss. Und übrigens: auch ...
Dxf4 droht. Kurzum, es gibt keine Rettung mehr.} 19. Bf3 (19. Rg1 Qxf4 20. Rg3
Bf5 21. Qe2 Nxd5 22. Rxd5 Qe4 $19 {schwarze Gewinnstellung}) (19. Bb3 Qxf4 20.
Kd2 Nc4+ 21. Bxc4 Qxc4 22. b3 Qc7 23. Rhg1 Qxh2 $19) 19... Nc4 20. Be2 Nxe3 21.
fxe3 Rxe3 {Ein menschlicher Weiss-Spieler würde nun der verpassten Rochade
nachtrauern und denselben Fehler nicht nochmals begehen. Solche Gefühle sind
unseren Oldies natürlich völlig fremd.} 22. Rd3 {Noch die beste Verteidigung,
die jedoch weiteres Material verliert.} Bf5 23. O-O Qe7 24. Rf2 Qe4 25. b3 g6
26. c4 Rxd3 27. Bxd3 Qxd3 {Mit einem Materialvorteil von Läufer+Bauer ist der
Fall natürlich klar. Und Schwarz lässt in der Folge nichts mehr anbrennen.}
28. Qb2 Qd1+ 29. Rf1 Qg4+ 30. Qg2 Re8 31. Qxg4 Bxg4 32. Rf2 Rd8 33. Kf1 Kg7 34.
Kg1 g5 35. c5 h5 36. Kg2 Rd3 37. Kf1 Bf3 38. Rc2 Kg6 39. fxg5 fxg5 40. b4 Kf5
41. b5 Ke4 42. c6 bxc6 43. bxc6 Ke3 44. Rc1 ({Und nicht} 44. c7 Rd1# {matt})
44... Bg4 45. Kg1 Bc8 46. Re1+ Kd4 47. Re8 Be6 48. Rg8 f6 49. Rd8+ Ke3 50. c7
Rc3 51. Re8 Kf3 52. c8=Q Rxc8 53. Rxc8 Bxc8 54. Kf1 Bh3+ 55. Kg1 f5 56. a4 {
***AUFGEGEBEN***} 0-1